Radsport-Ass Trixi Worrack über ihre Ziele 2017, das gegenwärtige Training, berufliche Perspektiven und ihre sportliche Ehrung in Cottbus
Kaum zu glauben, aber es ist so… Die ereignisreichen olympischen Wettkämpfe auch im Strassen-Radsport in Rio 2016 liegen bereits sieben Monate zurück. Im Straßen-Radsport gewannen die Niederlande einmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze, wobei Anna van der Breggen Gold im Straßen-Einzel erkämpfte. Kristin Armstrong aus den USA gewann hingegen zum dritten Mal hintereinander das olympische Zeitfahren bei den Frauen.
Olympisches Frauen-Gold 2016 an die Niederlande und die USA
Die Medaillen in den beiden olympischen Frauen-Entscheidungen im Straßen-Radsport in Rio erkämpften im Straßen-Einzel Anna van der Breggen (Niederlande, Gold), Emma Johansson (Schweden, Silber) bzw. Elisa Longo Borghini (Italien, Bronze) und im Zeitfahren Kristin Armstrong (USA, Gold), Olga Zabelinskaya (Russland, Silber) bzw. nochmals Anna van der Breggen (Niederlande, Bronze).
Trixi Worrack (Bad Doberaner SV 90), die vierfache Weltmeisterin im Team-Zeitfahren, konnte nach ihrem schweren, folgenreichen Sturz im Frühjahr 2016 bei ihren vierten Olympischen Spielen achtbare Resultate erreichen.
Von Rio 2016 nach Bergen 2017
In diesem Jahr gibt es zwar nicht Olympia, aber natürlich wieder globale Meisterschaften im Strassen-Radsport: Die WM in Bergen vom 16.September 2017 bis 24.September 2017.
Richmond 2015, die WM vor Rio
Die letzten Weltmeisterschaften vor Rio gab es vor 18 Monaten, im September 2015, in Richmond.
USA und Deutschland am erfolgreichsten
Damals Athletinnen und Athleten aus 76 Ländern für die zwölf Wettbewerbe. Sechs Entscheidungen gab es im Elite-Bereich (Einzel-Zeitfahren, Team-Zeitfahren und Straßen-Einzel jeweils bei den Frauen und Herren), vier im Junioren-Bereich (Einzel-Zeitfahren und Straßen-Einzel jeweils bei den Mädchen und Jungen) und zwei im Bereich der Altersklasse U 23 (Einzel-Zeitfahren und Straßen-Einzel der jungen Herren).
Erfolgreich dabei war auch die Wahl-Mecklenburgerin Trixie Worrack (Bad Doberan/Rostock), 1981 in Cottbus geboren, die wieder einmal für goldige Momente sorgte. Im Team-Zeitfahren erkämpfte Trixie – dieses Mal mit dem deutschen Team „Velocio-SRAM Pro Cycling“ – wieder Gold, nachdem sie bereits 2012 (mit dem amerikanischen „Team Specialized-lululemon“) sowie 2013 und 2014 (jeweils mit der amerikanischen Mannschaft „Specialized-lululemon“) die WM-Titel in dieser Disziplin errang.
In der Besetzung Alena Amialiusik (Weissrussland), Lisa Brennauer (Deutschland), Karol-Ann Canuel (Kanada), Barbara Guarischi (Italien), Mieke Kröger (Deutschland) und eben Trixie Worrack verwies das Team „Velocio-SRAM Pro Cycling“ die niederländischen Mannschaften „Boels-Dolmans“ und „Rabo-Liv“ auf die Plätze zwei und drei.
Im Einzel-Zeitfahren belegte Trixie einen guten zehnten Platz. Die Weltmeisterin dort wurde die Neuseeländerin Linda Villumsen. Lisa Brennauer schaffte in dieser Entscheidung Bronze.
Gold auch für Neuseeland
Die 12 Weltmeistertitel im Straßen-Radsport 2015 gingen an die USA (im Team-Zeitfahren der Herren an das „BMC Racing Team“ / an Chloe Dygert im Einzel-Zeitfahren und Straßen-Einzel der Juniorinnen), an Deutschland (wie erwähnt: im Team-Zeitfahren an das „Velocio-SRAM Pro Cycling“-Team, an Leo Appelt im Einzel-Zeitfahren der Junioren), an Dänemark (Mads Würtz Schmidt im Einzel-Zeitfahren der jungen Herren U 23), an Österreich (Felix Gall im Straßen-Einzel der Junioren), an Weissrussland (Vasil Kiryienka im Einzel-Zeitfahren der Herren), an Frankreich (Kevin Ledanois im Sraßen-Einzel der jungen Herren U 23), an Großbritannien (Lizzie Armitstead im Straßen-Einzel der Frauen), an Neuseeland (Linda Villumsen im Einzel-Zeitfahren der Frauen) und an die Slowakei (Peter Sagan im Straßen-Einzel der Herren).
Insgesamt erkämpften 16 Länder die 36 Medaillen bei den WM in Richmond, darunter gewannen 9 Staaten WM-Titel.
Doha 2016 – die erste WM nach Rio
Bei den ersten WM nach Rio, in Doha im Oktober 2016, gab es sogar Doppel-Gold für Tony Martin. Die Straßen-Radsport-Wettkämpfe der WM in Doha sorgten ohnehin für einige Medaillen aus deutscher Sicht.
Im belgischen „Werksteam“ Etixx-Quick-Step in multinationaler Besetzung fuhren ebenfalls Marcel Kittel und Tony Martin zu Gold. Tony Martin, der Olympia-Zweite 2012, jubelte zudem über den Weltmeistertitel im Einzelzeitfahren vor Vasil Kiryienka (Weissrussland). …Sein viertes WM-Gold in dieser Disziplin nach 2011, 2012 und 2013. Dazu „sammelte“ Marcel Kittel noch zweimal Gold im Mannschafts-Zeitfahren (2012 und 2013 plus Team-WM-Gold 2016).
Trixi Worrack mit Team-Silber
Die Wahl-Bad Doberanerin Trixi Worrack holte nach viermal WM-Gold im Mannschaftszeitfahren 2016 in Doha Silber. Im deutschen silbernen „Werksteam“ Canyon-SRAM waren zudem unter anderem Lisa Brennauer und Mieke Kröger aktiv.
Bei den U 23-Herren konnte der Bund Deutscher Radfahrer einmal Gold (Marco Mathis im Einzelzeitfahren) und zweimal Silber (Maximilian Schachmann ebenfalls im Einzelzeitfahren bzw. Pascal Ackermann im Straßen-Einzel) erringen. Silberne Momente erlebte zudem Niklas Märkl im Straßen-Rennen der Junioren.
Die Doha-Entscheidungen in den Straßen-Rennen (Elite)
Bei der Elite-Konkurrenz im Straßen-Einzel der Frauen distanzierte Amalie Dideriksen (Dänemark) die Konkurrenz und kam zu Gold. Silber gewann Kirsten Wild (Niederlande) vor Lotta Lepistö (Finnland) und Elizabeth Deignan (Großbritannien).
Im Straßen-Einzel der Herren (Elite) in Doha, mit dem Rostocker Andre Greipel, erkämpfte erneut Peter Sagan Slowakei) vor Mark Cavendish (Großbritannien), Tom Boonen (Belgien) und Michael Matthews (Australien) den Titel. Andre Greipel und die anderen deutschen Starter hatten mit dem Ausgang des Rennens leider nichts zu tun.
In diesem Jahr, in Bergen, dürfte es erneut sehr spannend werden – und bestimmt gibt es auch die eine oder andere Medaille aus deutscher Sicht.
Im Blickfeld: Trixi Worrack
Trixi Worrack über ihre Ziele bzw. Hoffnungen 2017, das gegenwärtige Training, berufliche Perspektiven und ihre sportliche Ehrung in Cottbus
„Diese Ehrung bedeutet mir sehr viel…“
Frage: Trixi, nach dem schweren Unfall mit Op. vor Olympia und dann den Olympia-Einsätzen in Rio: Wie geht es Ihnen? Wie ist „Stand der Dinge“? Alles okay?
Trixi Worrack: Ja, ich konnte den Winter normal trainieren. Jetzt werde ich bei den Rennen sehen, wie es läuft und ob ich mich zwischendurch erhole.
Frage: Wie sieht die Trainingsintensität bei Ihnen momentan aus?
Trixi Worrack: Ich kann mein Training so durchführen, wie sonst auch. Ich gönne mir in der Woche nur einen freien Tag mehr, damit ich mich besser erholen kann.
Frage: Welche sportlichen Ambitionen haben Sie für 2017?
Trixi Worrack: Sportlich gesehen möchte ich in erster Linie für das Team einsetzen. Ich will fit sein, um Siege einfahren zu können. Im Moment ist es noch schwierig für mich, genaue Ziele auf Platzierungen zu setzen. Ich muss erst schauen, wie alles funktioniert.
Frage: Wie sieht Ihr Leben neben dem Rennrad aus? Welche beruflichen Perspektiven verfolgen Sie?
Trixi Worrack: Ich würde gern im Sport bleiben. Eventuell als Sport/Teamdirektor oder im Fitness/Ernährungsbereich, dort also, wo ich schon einige Lizenzen vorweisen kann.
Letzte Frage: Gerade wurden Sie zur Sportlerin des Jahres in Cottbus gekürt… Was bedeutet Ihnen ganz persönlich diese Ehrung?
Trixi Worrack: Diese Ehrung bedeutet mir sehr viel, vor allem nach dem schweren letzten Jahr.
Vielen Dank, weiterhin alles erdenklich Gute und maximale Erfolge persönlich, beruflich und radsportlich!
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Exkurs: Blick zum Bahn-Radsport
Weltmeisterlicher Bahn-Radsport in Hongkong
UCI-WM 2017 Mitte April in der asiatischen Metropole
In fünfeinhalb Wochen sind die Bahn-Radsportlerinnen und Bahn-Radsportler bei ihren diesjährigen Weltmeisterschaften gefordert. Vom 12.April 2017 bis 16.April 2017 finden diese in Hongkong statt.
Grosse Medaillen-Chancen für Kristina Vogel
Grosse Medaillen-Chancen haben dort insbesondere die Radsportlerinnen Miriam Welte und Kristina Vogel. Zusammen wurde das Duo 2012 in London Team-Sprint-Olympiasiegerinnen und 2016 in Rio Olympia-Dritte. Kristina Vogel schaffte in Rio 2016 zudem Olympia-Gold im Sprint.
Bemerkenswert: Im Jahr 2009 wurde Kristina Vogel unverschuldet in einen Verkehrsunfall verwickelt und erlitt schwerste Verletzungen. Sie kämpfte sich jedoch zurück und feierte bereits 2010 wieder radsportive Erfolge! Sie ist schon jetzt eine der erfolgreichsten deutschen Bahn-Radsportlerinnen aller Zeiten.
Die Weltcup-Serie 2016/17 im Bahn-Radsport
In der Weltcup-Serie im Bahn-Radsport 2016/17 in Glasgow bzw. in Apeldoorn (jeweils im November 2016) und in Cali bzw. in Los Angeles (jeweils im Februar 2017) wurde der Bund Deutscher Radfahrer – hinsichtlich der Anzahl der Weltcup-Medaillen – der erfolgreichste Verband mit 7 x Gold, 4 x Silber, 1 x Bronze.
Zu Weltcup-Erfolgen kamen in Apeldoorn Paulina Grabosch (500 Meter Zeitfahren), in Cali Kristina Vogel (Sprint, Keirin und Team-Sprint mit Miriam Welte) bzw. Robert Förstemann, Eric Engler sowie Maximilian Dörnbach (Team-Sprint der Herren) und in Los Angeles Kristina Vogel (Sprint, Keirin).
Hinter dem BDR folgten im Medaillen-Ranking (56 Entscheidungen) Grossbritannien (7 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze), Australien (5 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze) und Polen (4 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze).
Stark im Weltcup waren nicht zuletzt Frankreich (14 Medaillen, 2 x Gold), Belgien (10 Medaillen, 2 x Gold), Spanien (neun Medaillen, 3 x Gold) und die Ukraine (8 Medaillen, 3 x Gold). 24 Länder erkämpften 2016/17 Weltcup-Medaillen, darunter 20 Staaten eine oder mehrere Erfolge.
Im Rückspiegel: Die IPC-WM im Bahn-Radsport 2017 in L.A.
Bereits Anfang März, vom 2.März bis 5.März, gab es die IPC-WM im Bahn-Radsport in Los Angeles. Aufgrund der kurzfristigen Ansetzung dieser WM für Bahn-Radsportlerinnen bzw. -Radsportler mit Handicaps waren keine deutschen Sportlerinnen/Sportler vor Ort.
Am erfolgreichsten waren die USA mit 10 WM-Titeln vor Grossbritannien mit 8 WM-Titeln, Kanada bzw. Australien mit jeweils 4 WM-Titeln, der Slowakei, Spanien und Polen mit je einem WM-Titel.
Bei den Herren waren mit jeweils zwei WM-Titeln Ross Wilson (Kanada, C1, Drei-Kilometer-Verfolgung bzw. Ein-Kilometer-Zeitfahren), Joseph Berenyi (USA, C3, Scratch bzw. Ein-Kilometer-Zeitfahren), Jonathan Gildea (Grossbritannien, C4/5, Scratch bzw. Vier-Kilometer-Verfolgung), Tristian Chernove (Kanada, C2, Drei-Kilometer-Verfolgung bzw. Ein-Kilometer-Zeitfahren) und Matthew Rotherham/James Ball (Tandem B Sprint/Ein-Kilometer-Zeitfahren) am erfolgreichsten.
Mit dreimal Gold war das Duo Corrine Hall/Sophie Thornhill (Tandem B Sprint/Ein-Kilometer-Zeitfahren bzw. Drei-Kilometer-Verfolgung) bei den Frauen überragend.
Und im offenen Wettbewerb (C1-5, für Herren, Mixed-Mannschaften) im Teamsprint gewannen die USA in der Besetzung Jason Kimball, Joseph Berenyi und Christopher Murphy. Für Joseph Berenyi bedeutete das Gold im „Open Contest“ auch den dritten WM-Titel der IPC-WM im Bahnradsport in Los Angeles.
L.A. mit olympischen Radsport-Erfahrungen
Los Angeles war übrigens schon zweimal Austragungsort von olympischen Entscheidungen im Bahn-Radsport, so 1932 und 1984. 1932 war Italien mit 3 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze die erfolgreichste Nation. Für Deutschland starteten die Straßen-Radsportler Werner Wittig, Julius Maus, Hubert Ebner und Henry Tröndle. Im Mannschaftswettkampf gab es für das deutsche Team Rang 8.
In L.A. 1984 eroberten die Radsportlerinnen und Radsportler der USA mit 4 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze die „Pole Position“. Für Deutschland-West – Deutschland-Ost boykottierte die Spiele – erkämpften Fredy Schmidtke (Gold, Ein-Kilometer-Zeitfahren), Uwe Messerschmidt (Silber, Punktefahren), Rolf Gölz (Silber, Verfolgung), der Bahn-Vierer (Bronze, Reinhard Alber, Rolf Gölz, Roland Günther bzw. Michael Marx) und Sandra Schumacher (Bronze, Strassen-Einzel der Frauen) Edelmetall.
Nun aber streben die Bahn-Radsport-Asse aus aller Welt zu den UCI-WM im Bahn-Radsport 2017 Mitte April nach Hongkong.
Last but not least: In Bergen, vom 17.September bis 24.September, werden dann die Strassen-Radsport-WM 2017 ausgetragen. Andre Greipel aus Rostock hat dabei sehr gute Teilnahme-Chancen.
Marko Michels