Nachgefragt bei Erfolgs-Fechterin Britta Heidemann
Die olympischen Fecht-Wettbewerbe, die vom 28. Juli bis 5. August 2012 im ExCeL Exhibition Centre in London ausgetragen werden, rücken immer näher …
Vorher, vom 15. bis 20.Juni, finden allerdings noch die Fecht-EM in Legnano statt – im olympischen Jahr ein letztes ganz großes internationales Kräftemessen der besten Fechterinnen und Fechter in Europa.
Die 25.Fecht-EM, seit der Premiere 1981 in Foggia (Italien), machten dabei schon „Appetit“ auf die olympischen Fecht-Entscheidungen.
Wie beurteilt nun Sven Ressel, der Leiter für Kommunikation/Koordination beim Deutschen Fechter-Bund, die Bedeutung der aktuellen Fecht-EM in Legnano im Vorfeld von Olympia?! Hierzu Sven Ressel: „Zwar ist dieser Wettkampf für die Qualifikation zu den Spielen nicht mehr relevant, jedoch gilt es hier, gute Weltranglistenpositionen zu verteidigen bzw. sich im Ranking zu verbessern. Die Platzierungen der Weltrangliste sind jedoch ausschlaggebend für die Setzung bei den Olympischen Spielen. „
Also, eine erfolgreiche Fecht-EM 2012 war für die Sportlerinnen und Sportler schon sehr wichtig.
Fechten in M-V und in der früheren DDR
Auch Mecklenburg-Vorpommern hat eine gewisse Tradition im Fechtsport.
Der gebürtige Rostocker Gerd May, Jahrgang 1953, war 1980 Mitglied des DDR-Säbel-Teams. Eckhard Mannischeff, Jahrgang 1943, gebürtiger Wismarer, kämpfte 1972 mit dem Degen für die DDR. Der Neustrelitzer Reinhard Münster war ebenfalls 1972 olympischer Fechter der dänischen Mannschaft. Bernd Uhlig, Jahrgang 1942, in Wiek auf Rügen geboren, war 1968 und 1972 auf der olympischen Planche aktiv. Ein Fechter hatte hingegen seine Heimat in der Nähe Schwerins, in Seehof. Franz Rompza, Jahrgang 1934, glänzte 1964 und 1968 bei Olympia im bundesdeutschen Degen-Team, das 1964 Rang sechs und 1968 Rang vier belegte.
Zwar keine Mecklenburgerin, aber eine junge Dame aus Sachsen war die erste DDR-Fechterin, die eine WM-Medaille (1982 Bronze) erkämpfte: Mandy Niklaus, Jahrgang 1956, aus Dresden, die auch an den Olympischen Spielen 1980 in Moskau teilnahm.
Eine Fechterin aus Dresden gewann die erste Fecht-WM-Medaille der DDR und ein Fechter vom SC Einheit Dresden, Udo Wagner, konnte hingegen mit Silber dann die erste Fecht-Olympia-Medaille (Silber) im Florett der Herren 1988 für den ostdeutschen Fechtsport erkämpfen. Vier Jahre später, im Jahr 1992 in Barcelona wurde der gebürtige Bautzener mit dem gesamtdeutschen Florett-Team dann sogar Olympiasieger.
Britta Heidemann mit goldenen Ambitionen
Ein weiterer Olympiasieg dürfte auch für Britta Heidemann, 2004 Silbermedaillen-Gewinnerin mit dem deutschen Degen-Team und 2008 Olympiasiegerin im Degen-Einzel, ein erneuter sportlicher Traum sein.
Die 1982 in Köln geborene Britta Heidemann schaffte – kurz vor „Ultimo“ – mit dem deutschen Degen-Team beim Weltcup in Saint-Maur noch die Olympia-Qualifikation. Zudem können drei deutsche Degen-Fechterinnen in London starten.
Nachgefragt
Frage: Erst einmal einen ganz großen Glückwunsch zur Olympia-Qualifikation – praktisch auf den letzten (Fecht-)Metern. Waren Sie in der Saison stets fest davon überzeugt: Olympia packen wir auf jeden Fall! Oder gab es auch Momente des Zweifelns?!
Britta Heidemann: Wir sind eigentlich als Mitfavoriten in die Saison gestartet. Aber dann lief verschiedenes gar nicht gut. Ja, da gab es natürlich auch einmal Zweifel oder zumindest Sorgen. Und vor St. Maur haben viele nicht mehr daran geglaubt, dass wir es schaffen. Wir haben uns aber nicht aufgegeben und wussten, dass wir es eigentlich können. Es war natürlich dramatisch und das Turnier und die Qualifikation war dann wie ein kleiner Olympiasieg für uns!
Frage: Wie sieht jetzt Ihre weitere Vorbereitung auf London aus?!
Britta Heidemann: Wir müssen jetzt den letzten Schliff schaffen und dann auf den Punkt fit sein. Ich muß meine Rückenprobleme, die mich bei der EM gegen Ende wieder eingeholt haben, gut in den Griff bekommen. Es steht noch ein letzter Weltcup Ende Juni auf dem Programm, dann geht es in die letzten Wochen der Olympiavorbereitung.
Frage: Nach der spannenden olympischen Qualifikation … Was sind jetzt Ihre olympischen Ziele?
Britta Heidemann: Natürlich wäre es toll, bei meinen dritten Olympischen Spielen zum dritten Mal eine Medaille zu gewinnen. Ansonsten freue ich mich darauf, einmal mehr das Olympische Ambiente mitzuerleben. Das ist einfach etwas Einzigartiges!
Letzte Frage: Werden Sie sich in London auch Zeit nehmen, um andere Events zu verfolgen?
Britta Heidemann: Wir haben auf den Zimmern auf jeden Fall eine Art Olympia-TV, durch das wir alles per Liveschaltung aus dem Dorf heraus anschauen können, das schaue ich natürlich so viel wie möglich. Das eine oder andere werde ich hoffentlich auch live sehen können, aber erst nach den Fechtwettbewerben. London wird auf jeden Fall eine spannende Zeit.
Dann alles erdenklich Gute für Sie in London!
Marko Michels