Demografische Entwicklung ist Herausforderung für Pflege demenziell Erkrankter

Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern, Harry Glawe, bewertet auf der Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung am 17.04.2010 in Rostock die demografische Entwicklung als große Herausforderung für die professionelle Pflege demenziell Erkrankter in unserem Land:
„Die demografische Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern in den kommenden Jahren bzw. Jahrzehnten ist geprägt durch eine sehr starke Alterung unserer Bevölkerung. Die steigende Lebenserwartung und die Abwanderung vorwiegend junger Menschen führen zu einem stetigen Anstieg des Durchschnittsalters im Land. Während es im Jahr 1989 noch bei etwa 36 Jahren lag, stieg es im Jahr 2006 auf 43,8 Jahre und wird sich laut Prognosen bis zum Jahr 2020 auf nahezu 49 Jahre erhöhen. 1990 waren wir noch das jüngste Bundesland, im Jahr 2020 werden wir aber bereits das älteste Land Deutschlands sein. Die Anzahl und auch der Anteil hoch betagter Menschen werden sich drastisch erhöhen. Bereits im Jahr 2005 war jeder vierte Einwohner in Mecklenburg-Vorpommern 60 Jahre oder älter. 2020 werden mehr als ein Drittel (36 %) der Bevölkerung in unserem Bundesland über 60 Jahre alt sein. Bei den altersassoziierten Erkrankungen bedeutet dies für die Demenz einen Anstieg um 65 % bzw. 11.500 zusätzliche Patienten in einem Zeitrahmen von gerade einmal 15 Jahren. Mecklenburg-Vorpommern steht somit bei der medizinischen Betreuung und Pflege vor gewaltigen Herausforderungen.

An Demenz Erkrankte und ihre Angehörigen benötigen somit in besonderer Weise Hilfe und Unterstützung. Dazu gehört es, Fachpersonal zu qualifizieren, die Angehörigen in ihrer Pflege zu unterstützen, ehrenamtlich Engagierte zu gewinnen und zu befähigen, soziale Netzwerke zu schaffen und insbesondere die Versorgungsforschung voranzutreiben. Heute werden zwei Drittel der Demenzerkrankten in der Familie betreut und versorgt. Eine wichtige Aufgabe ist daher, die entstehenden psychischen, physischen, finanziellen und sozialen Belastungen der Pflegenden aufzufangen und offen mit den Problemen umzugehen. Genauso wichtig ist es, die Demenzerkrankten in ihrer „eigenen Welt“ zu verstehen und wahrzunehmen, bei welchen Tätigkeiten oder an welchem Ort sie positive Empfindungen haben. An diesem Punkt unterstützend einzugreifen und zu fördern, das entlastet die Pflegenden und erhöht die Lebensqualität für die Erkrankten. Gerade für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, ist Pflegequalität ein wichtiger Garant für Lebensqualität. Ein zentraler Ansatz liegt daher in der Förderung fachlicher Kompetenz der professionellen Pflege. Trotz aller Bemühungen im ambulanten Bereich wird es jedoch immer Menschen geben, die im häuslichen Umfeld nicht mehr betreut und gepflegt werden können. Für diese muss es auch in Zukunft in ausreichendem Umfang die erforderlichen speziellen stationären Einrichtungen geben, die ein würdevolles Leben bis zum Lebensende ermöglichen.

Neben der Pflegewissenschaft liegt unser Hauptaugenmerk zudem auf der weiteren wissenschaftlichen Erforschung der Demenz. Dies ist eine der wichtigsten Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte in Deutschland. Daher werden wir durch die gezielte Schwerpunktförderung die Forschungsanstrengungen auf diesem Gebiet verstärken und die Arbeiten der verschiedenen Forschungseinrichtungen in Rostock und Greifswald durch die Schaffung eines Forschungsnetzwerkes koordinieren.

Die Gesellschaft der Zukunft wird auch eine Gesellschaft mit Demenz sein. Dem Leben mit Demenz wohnt eine eigene Würde inne. Diese gilt es mit der gebotenen Sensibilität zu erkennen sowie im alltäglichen Leben und im gegenseitigen Miteinander stets zu respektieren“, so Harry Glawe abschließend.

Jutta Hackert