Dem Oldenburger „Goliath“ beherzten Kampf geliefert !

Trotz großem Einsatz unterlag die TSG Wismar in der dritten Runde des DHB-Pokales der Frauen zu Hause gegen VfL Oldenburg mit 29:39 …

Einen schier übermächtigen Gegner hatten die ersten Damen der TSG in der 3.Runde des DHB-Pokales zu Gast. Die Frauen des VfL Oldenburg, des Europapokalsiegers im Challenge-Cup und gegenwärtigen Dritten der Bundesliga, waren den Hanseatinnen zugelost worden. Einerseits zwar toll für Zuschauer und junge Spielerinnen, internationale Top-Spielerinnen live erleben zu können, andererseits waren die Hoffnungen der TSG auf ein Weiterkommen gegen „0,0“ tendierend.

Für TSG-Manager Klaus-Dieter Soldat galt die Devise, „möglichst nicht höher als mit 10 Toren Differenz zu verlieren“.

Und das handballsportliche Plan-Soll wurde aus Wismarer Sicht tatsächlich erfüllt. Der Endstand lautete 29:39, nachdem es zur Halbzeitpause 17:24 gestanden hatte.

Die Spielerinnen der TSG, die ohne die verletzten Franca Kühne und Jenny Kehl auskommen mussten, lieferten dem großen Kontrahenten jedoch ein beherztes Spiel und erwischten sogar den besseren Start. Dank der Tore von Luda Yermachek und Steffi Laas führte Wismar nach fünf Minuten mit 3:1 und hielt bis zur 10.Minute eisern dagegen. Erst in der 11.Minute gelang mit dem 8:7 die erstmalige Führung für Oldenburg, das sich bis zur 20.Minute aber mit 18:12 bereits absetzen konnte und diese Führung bis zur 30.Minute hielt (24:17).

Auch in der 2.Halbzeit hatten die Wismarerinnen den besseren Beginn. Anne Herrmann erzielte gleich das 18:24.

Aber die Oldenburgerinnen waren technisch zu perfekt, zu variabel, zu erfahren und konnten so, obwohl sie nicht einmal volles Tempo spielten, bis zur 40.Minute auf 30:22 davonziehen. Bemerkens- und anerkennenswert, dass die TSG-Damen dennoch nie aufsteckten, versuchten die Niederlage in Grenzen zu halten. 26:34 war der Stand in der 50.Minute und in den folgenden 10 Minuten „legten“ die Niedersächsinnen noch „eine Schippe drauf“ und kamen zu einem Erfolg mit zehn Treffern Vorsprung.

Nach dem Spiel unterhielt sich „MV-Schlagzeilen“ mit Jenny Kehl, Jahrgang 1977, früher HC Empor Rostock, die verletzungsbedingt leider nicht eingesetzt werden konnte.

„Nach wie vor voller Elan !“

Frage: Das Team vom VfL Oldenburg war heute doch noch einige Nummern zu groß. Dennoch zufrieden mit den TSG-Damen ?

Jenny Kehl: Doch, insgesamt hinterließen die Spielerinnen schon einen guten Eindruck, zeigten Einsatz und Kampfgeist. Gerade die erste Halbzeit lief ganz gut, besonders der Beginn verlief für uns optimal. In der zweiten Halbzeit wurde die Klasse des VfL Oldenburg schon deutlich. Aber alles in allem: Man darf zufrieden sein.

Frage: Nach dem Abstieg ist vor dem sofortigen Wiederaufstieg (in die zweite Bundesliga) … Hat sich das neue Team schon gefunden  ? Zugänge wie Katerina Kucerova oder Susann Möller waren in einigen Spielen eine echte Bereicherung. Stimmt insgesamt der „Team-Geist“ und das „Team-Work … Wie lässt sich das Verhältnis der TSG-Damen definieren ? Zwischen „Kameradinnenschaft“ und einer gewissen „Stutenbissigkeit“ ?

Jenny Kehl: Tja, bei Frauen ist es die Stutenbissigkeit und bei den werten Herren dann wohl die „Hengstbissigkeit“. Nein, aber ganz im Ernst: Die Mannschaft hat Charakter und besitzt den Willen, die Fähigkeit und die Leidenschaft, sofort zurück in die zweite Bundesliga zu kommen. Die neuen Spielerinnen, wie z.B. Katerina Kucerova, wurden gut in die Mannschaft integriert.

Sicherlich gibt es noch sprachliche Barrieren, aber jede Spielerin zeigt ihr, dass sie wirklich willkommen ist und gebraucht wird. Wir sind schon „gut drauf“, unternehmen auch „neben dem Handball-Parkett“ viel gemeinsam. Sicherlich gibt es hin und wieder „Reibereien“, „kleinen Zoff“, aber das regeln wir dann ganz „kultiviert“ unter Frauen. Reserven gibt es allerdings noch im Zusammenspiel. Insofern kann man sagen, wir haben uns zu 100 Prozent gefunden, und versuchen diese „100 Prozent“ zu perfektionieren …

Frage: Nach sechs Spieltagen ist die TSG Tabellenführer in der Tabelle der Regionalliga Nordost. Kann man sich da „ganz relaxt“ zurücklehnen ?

Jenny Kehl: Natürlich könnten wir jetzt schon ganz beruhigt „die Beine hochlegen“. Doch während wir die gegenwärtige Aussicht „ganz oben“ in der Tabelle genießen, fegen uns die anderen Mannschaften ganz „relaxt“ vom Spielfeld ! Nein, wir nehmen jeden Gegner ernst, haben auch vor jeder Mannschaft Respekt. Aber wir wissen, was wir können und gehen selbstbewusst in jedes Spiel. Alles andere wäre gefährlich, denn Ausrutscher dürfen wir uns nicht erlauben.

Frage: Trainerin Diana Sperling steht für „frischenWind“ bei der TSG. Was läuft bei ihr besser ? Kann sie ganz einfach mehr motivieren ?

Jenny Kehl: Die Erfolgsformel ist einfach: Dianas Herz liegt am Verein, sie mag den Handballsport, die TSG, ihr Team. Da ist viel Sympathie, Enthusiasmus, ja Liebe zu ihrem Team vorhanden. Diana lebt für den Handballsport, das spürt der Verein, das spüren die Fans und das spüren die Spielerinnen. Diana würde sich für das Team „zerreißen“ und dieser „Funke“ der handballsportlichen Leidenschaft „springt über“ auf das Team. Sie probiert auch viel Neues aus, spricht mit den Spielerinnen, erklärt ihre Auffassungen. Ja, Diana ist für das Team ganz, ganz wichtig.

Frage: Seit 11.Oktober ist Luda Yermachek wieder „an Bord“ der TSG.  Eine sehnsüchtig erwartete Rückkehr ?

Jenny Kehl: Luda ist ungemein routiniert, strahlt Ruhe aus und ist auch ein Vorbild für die jungen Spielerinnen. Ihr Comeback nach ihrem Mutterglück war glänzend, sie ist eine ganz wichtige Leistungsträgerin. Wir haben schon gehofft, dass sie zu den schweren Spielen ab Oktober wieder fit sein wird, um so größer freuen wir uns, dass die neue Luda die alte (torhungrige) ist !

Frage: Jenny, Sie selbst sind wie Diana Sperling, Luda Yermachek, Stefanie Kohsmann oder Mascha Bratenkowa glücklichste Mutter. Sind die „reiferen“, „mutterbeglückten“ Spielerinnen der TSG de facto auch die „Mütter der (TSG-)Kompanie“ ?

Jenny Kehl: Moment ! Das hört sich jetzt ja so an, als wären wir „olle Hennen“, deren Aufgabe nur darin besteht, die „jungen Hühner“ spielerisch an höchstes Niveau zu führen !

Auch wir etwas Älteren sind noch immer verdammt jung und spritzig und voller Elan. Natürlich fühlt man sich gleich jünger, wenn man mit den Youngstern im Team trainiert und auf dem Feld steht. Und selbstverständlich geben wir „Oldies“ (natürlich ganz unernst gemeint) unsere Erfahrungen und Tipps gern an die Jüngeren weiter. Also: Wir sind zwar nicht die „Mütter der Kompanie“, aber die „sturmerprobten Frauen der TSG-Truppe“ …

Frage: Wieviele Punkte wird die TSG am Ende der Saison haben ?

Jenny Kehl: Das wäre nun aber höhere Handball-Mathematik. Nur so viel: Mehr als einen Minuspunkt möchten wir nicht auf dem Konto haben ! (Anmerkung d.Red.: Gewagte Prognose, denn die TSG spielte bereits gegen die TSC-Damen aus Berlin 26:26 ! Aber gesagt, ist gesagt …)

M.Michels

F.: M.M. (5)