Nachgefragt bei Anna-Lou Beckmann von der Universität Greifswald
Am 1.Oktober beginnt auch an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald das Wintersemester 2015/16, die inzwischen als universitärer „Geheim-Tipp“ gilt. Bereits 1456 gegründet, ist die Greifswalder Uni die viertälteste durchgängig bestehende deutsche Universität.
Und die Universität in Greifswald ist sehr beliebt. So waren im Sommersemester 2015 rund 11200 Studierende eingeschrieben, darunter fast 640 ausländische Studierende. Dass Greifswald zudem eine gute Forschung und Bildung bietet, hat sich mittlerweile auch in den „alten“ Bundesländern herumgesprochen, denn 56 Prozent aller Studenten und Studenten kommen aus dem Westteil des vereinten „Mutter- und Vaterlandes“.
Es gibt zudem interessante Studienfächer, kulturelle Veranstaltungen und vielfältige Angebote im Hochschulsport, die viele Schulabgänger, gleich woher, nach Greifswald an die Uni locken.
Ist aber alles „in bester Ordnung“ oder gibt es in einigen universitären Bereichen noch Nachholbedarf?!
Nachgefragt bei Anna-Lou Beckmann, Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA)
A.-L.Beckmann über ihre Universität
„Sind auf dem richtigen Weg…“
Frage: Bald beginnt die Vorlesungszeit des Wintersemesters 2015/16 an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald. Wie beurteilen Sie die gegenwärtigen Studienbedingungen an der Greifswalder Uni?
Anna-Lou Beckmann: Erst vor wenigen Tagen erhielt die Universität Greifswald die Systemakkreditierung. Das ist ein gutes Zeichen und signalisiert, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dennoch bin ich der Meinung, dass es noch einige Stellen gibt, an denen wir ansetzen müssen, beispielsweise im Hinblick auf die hohen Durchfallquoten an der Rechtsstaatswissenschaftlichen Fakultät.
Des Weiteren will sich die Studierendenschaft weiter für die Einführung eines zweiten Prüfungszeitraums stark machen. Auch im Bereich des Lehramtes muss noch einiges getan werden. All das kann aber nur durch eine gute Zusammenarbeit mit der Universität geschehen.
Ich denke, dass die Diskussion über die weitere Bibliotheksplanung gezeigt hat, dass die Studierendenschaft die Interessen der Greifswalder Studierendenschaft aufgenommen und vorgebracht hat, so dass bei der Planung Einfluss genommen werden konnte. Wir sind zuversichtlich, dass uns das weiterhin gelingen wird.
Frage: Was sind eigentlich die besonderen „Studierangebote“ in Greifswald? Wo hat die Uni Greifswald deutschlandweit Alleinstellungsmerkmale?
Anna-Lou Beckmann: Die Universität Greifswald zeichnet sich meiner Meinung nach insbesondere durch seine familiäre Seite aus. Die Studiengänge sind „klein“, man kennt seine Kommilitonen und die Dozenten kennen ihre Studierenden.
Die Vielfalt der Universität ist eben geprägt durch kleine Studiengänge, oft „Orchideen-Studiengänge“ genannt, wie unter anderem die Musikwissenschaften. Die Universität hat jedoch ebenfalls durch Studiengänge wie Nordistik und Fennistik eine deutschlandweite Attraktivität.
Frage: Was ist für Sie das ganz Besondere an der Greifswalder Uni? Warum lohnt sich ein Studium gerade hier?
Anna-Lou Beckmann: Wenn ich an dieser Stelle für mich ganz persönlich sprechen und die Frage nicht nur auf die Uni beziehen darf: Ich habe mit Greifswald eine zweite Heimat gefunden. Greifswald ist ein kleines gemütliches Örtchen, welches sich aber durch eine sehr vielseitige, bunte und dynamische Kultur auszeichnet.
Frage: Die Greifswalder Uni ist ja ebenfalls für ihr kulturelles und sportliches Engagement bekannt. Was sind dabei für Sie die Highlights?
Anna-Lou Beckmann: Greifswald weist fünf Studentenclubs auf. Intitativen und Vereine wie LEI (Lokale Erasmus Initiative) oder GrIStuF (Greifswaler International Students Festival e.V.) sind feste Instanzen in der Stadt.
Die 22 Fachschaftsräte bemühen sich stets, neue Feste und Vorträge zu organisieren.
Der Hochschulsport bietet Hunderte Kurse an und eine Bandbreite von Fechten, Ballet bis Yoga. Die Liste könnte man noch ewig weiterführen: moritz.medien, StuThe (Studententheater), GT AG (Gender Trouble AG), radio 98eins,… – Das ehrenamtliche Engagement in dieser Stadt ist unglaublich groß.
Als meine persönlichen Hightlights würde ich die „Clubs U Night“ der Studentenclubs, die „fête de la musique“ von GrIStuF und die Ersti Woche sowie die 24 Stunden-Vorlesung des AStA nennen.
Frage: Was müßte sich hingegen an der Greifswalder Uni noch ändern? Wo hakt es? Was müßte besser werden?
Anna-Lou Beckmann: Eine großes Problem der Universität ist das ständig leidige Thema mit der Hochschulfinanzierung. Die Universität braucht dringend weitere finanzielle Mittel, um strukturelle Maßnahmen zu verhindern. Wir wollen auch weiterhin als Universität ein Aushängeschild für ein vielfältiges Studienangebot sein.
Frage: Sie selbst sind Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses. Wie ist die studentische Resonanz im Hinblick auf den AStA? Welche Herausforderungen müssen Sie dabei meistern?
Anna-Lou Beckmann: Innerhalb der Studierendenschaft wird die studentische Selbstverwaltung zwiespältig betrachtet: Einige erkennen die Wichtigkeit unserer Arbeit und bringen dieser auch Respekt entgegen. Andere, und das ist leider der Großteil, ist da anderer Meinung und würde den Semesterbeitrag an die studentische Selbstverwaltung lieber für andere Dinge ausgeben. Wir müssen es schaffen, mehr Studierende zu erreichen und die Relevanz unserer Arbeit allen verständlich machen.
Letzte Frage: Welche persönlichen Wünsche und Hoffnungen verbinden Sie mit der Greifswalder Uni?
Anna-Lou Beckmann: Erst einmal vorweg meine persönliche Antwort: Natürlich die Hoffnung, meinen Abschluss bald zu machen. Und für die Uni wünsche ich mir, dass es weiterhin gelingt, Studienanfänger zu uns zu locken und die Studierendenzahl möglichst konstant zu halten.
Vielen Dank, weiterhin bestes Engagement für die Greifswalder Universität und weiterhin ein erfolgreiches Studium
Marko Michels
Foto/Michels: Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald ist traditionsreich, vielfältig und sehr attraktiv zum Studieren…