Das Sportjahr 2010 auf der Zielgeraden

Die zurückliegenden zwölf Monate waren ein Jubiläumsjahr auch für den deutschen Studentensport

Das Sport-Jahr 2010 ist im Endspurt. Doch bereits 2011 wartet mit interessanten Sport-Events. Zweifellos gehören dazu auch die Winter-Universiade und die Sommer-Universiade, die Weltspiele im Studentensport. Während die Winter-Universiade vom 27. Januar bis 6. Februar in Erzurum (Türkei) stattfindet, wird die Sommer-Universiade vom 12. August bis 23. August in Shenzhen (China) ausgetragen.

Bei den Universiaden seit 1990 gab es auch einige Medaillen-Erfolge für Studenten-Sportlerinnen aus M-V. Im Jahr 1993 gab es bei bei der Universiade in Buffalo durch Silke Krüge Bronze (3 Meter Brett), die dann 1995 in Fukuoka noch Silber vom 1 Meter Brett hinter der goldenen Dörte Lindner gewann. Dazu erkämpfte Dörte noch Bronze 1995 vom 3 Meter-Brett. Sechs Jahre später, 2001, erkämpfte Siebenkämpferin Sonja Kesselschlager (Neubrandenburg) ebenfalls Bronze.
In Buffalo`93 hatte die Schweriner Mehrkämpferin Birgit Gautzsch Silber in der Leichtathletik gewonnen. Mit Bronze wurde 2007 über 400 Meter-Hürden eine “frühere Mecklenburgerin” geehrt. Jonna Tilgner, die schon für den 1.LAV Rostock startete, konnte in die Medaillen-Ränge laufen.

Doch wie sieht Julia Beranek, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit beim „Allgemeinen Deutschen Hochschulsport“ die Entwicklung des Studentensportes seit der „Wende“

„Studenten sind keine Bewegungsmuffel …“

Frage: 20 Jahre deutsch-deutsches Miteinander auch im studentischen Sport. Wie bewerten Sie die Entwicklung des Studentensportes in Deutschland der letzten beiden Jahrzehnte?

Julia Beranek: : Bei unserer diesjährigen Vollversammlung haben wir auch 20 Jahre gemeinsamen Hochschulsport gefeiert, denn im November 1990 nahm der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) 29 Hochschulen aus den damals neuen Bundesländern in den Verband auf. Im Jahr 1991 folgten sieben weitere Hochschulen und die erste gesamtdeutsche Mannschaft startete bei der Winter-Universiade 1991 in Sapporo. Mit der Wende kam es in Ostdeutschland zu einem großen Umbruch im Hochschulsport, denn das Curriculum beinhaltete kein Sportpflichtfach mehr. Dieses bedeutete, dass neue Strukturen entwickelt werden mussten, um den Hochschulsport wieder als feste Größe an den Universitäten und Fachhochschulen zu etablieren.

Was den Hochschulsport heute kennzeichnet, ist seine Vielfalt – sowohl in der Organisationsform als auch im Angebot. Das gilt für den Osten, Westen, Norden und Süden Deutschlands. In den letzten 20 Jahren hat sich der Hochschulsport bundesweit stark weiterentwickelt, was das Programm aber auch den Service betrifft. Viele Hochschulen haben ihn als wichtigen Standortfaktor erkannt und pflegen ihn entsprechend. Außerdem ist momentan das Thema Sport im Zusammenhang mit Gesundheitsprävention an den Hochschulen brandaktuell. Hier kann und wird der Hochschulsport einen wichtigen Beitrag leisten.

Frage: Bei den Universiaden der letzten 20 Jahre waren die deutschen Universiade-Teams sowohl im Winter als auch im Sommer nicht gerade immer „oben auf“ … Hocken die sportlichen Studenten zu oft im Hörsaal anstatt sich im Fitnessraum zu schinden?

Julia Beranek: Das Bild des Studenten als Bewegungsmuffel kann ich nicht bestätigen. Wir haben im Frühjahr 2009 eine repräsentative Untersuchung zum Thema „Sport und Studium“ in Auftrag gegeben. In der Befragung gaben annähernd zwei Drittel aller Studierenden an, sportlich aktiv zu sein. Die Typologisierung der sportlichen Aktivität ergab, dass die Mehrheit der Studierenden als regelmäßige Sportlerinnen und -sportler identifiziert werden können. Das bedeutet, dass sie pro Woche mehr als 60 Minuten Sport treiben. 38 Prozent der Studierenden nutzen dafür den Hochschulsport, gefolgt vom Sportverein (30 Prozent) und kommerziellen Einrichtungen wie Fitnessstudios (25 Prozent).

Bei den Universiaden starten hauptsächlich studentische Kader-Athleten, die den Hochschulsport eher zum Ausgleich als zum Wettkampftraining nutzen. Hintergrund ist, dass der Hochschulsport primär ein breitensportlich orientiertes Programm anbietet. Doch auch im Hinblick auf die Universiaden hat sich in den letzten 20 Jahren viel getan. Durch das Projekt „Partnerhochschule des Spitzensports“ entscheiden sich immer mehr Spitzensportler für ein Studium, was sich natürlich auch auf die Universiade-Ergebnisse auswirkt.

Bei der letzten Winter-Universiade 2009 in Harbin hatten wir das bisher beste Mannschafts-Resultat und auch die Sommer-Universiaden 2009 und 2007 zählen zu den bisher erfolgreichsten Veranstaltungen für die adh-Teams. Nicht vergessen darf man aber, dass die Universiade von uns auch als Nachwuchsveranstaltung gesehen wird, bei der junge Athleten erste internationale Wettkampf-Erfahrungen sammeln können. Wir zählen also nicht nur Edelmetall und Finalplatzierungen, sondern leisten auch einen Beitrag für die Entwicklung der Athletinnen und Athleten.

Frage: Im nächsten Jahr finden die Universiaden in Erzurum (Winter) und in Shenzhen (Sommer) statt. Wie ist der Stand der Vorbereitungen vor Ort auf diese beiden Events, immerhin nach den Olympischen und Paralympischen Spielen die größten Multisportveranstaltungen der Welt?

Julia Beranek: Die Vorbereitungen in Erzurum und in Shenzhen sind top. Gerade in China erwarten wir erneut eine perfekt organisierte Veranstaltung, die den Olympischen Sommerspielen in nichts nachstehen wird. Derzeit wird das Athletendorf fertig gestellt, das Platz für 10000 Personen bietet. Auch bei den Wettkampfstätten wird eher geklotzt als gekleckert: 60 Prozent der Stadien werden neu gebaut und mit modernster Technik ausgestattet. Die bestehenden Anlagen sind maximal drei Jahre alt. Wir können uns also auf optimale Rahmenbedingungen und eine gute Infrastruktur freuen.

Frage: Wie groß werden die deutschen Aufgebote für die Winter- bzw. Sommer-Universiade sein? Steht das Gros der WintersportlerInnen schon fest?

Julia Beranek: Bei der Winter-Universiade umfasst das Team voraussichtlich 40 Personen, 25 Sportlerinnen und Sportler sowie 15 Betreuer. Nach der endgültigen Nominierung am 20. Dezember haben wir dann die konkreten Zahlen. Für die Sommer-Universiade planen wir derzeit mit einer Mannschaftsstärke von rund 170 Personen.

Frage: Zum Jahresabschluss … Wie lautet das Resümee des Sportjahres 2010 aus adh-Sicht?

Julia Beranek: Super positiv! Wir können im Wettkampfsport auf sehr gute Erfolge – unter anderem auf das historisch beste Abschneiden der deutschen Studierenden bei Weltmeisterschaften – und von unseren Ausrichtern sehr gut organisierte nationale Veranstaltungen zurückblicken.
Darüber hinaus konnten wir wichtige Projekte im Bildungsbereich anschieben. Derzeit arbeiten wir beispielsweise daran, bundesweit den Pausenexpress, ein gesundheitsorientiertes Bewegungsangebot am Arbeitsplatz für Studierende und Mitarbeitende der Hochschulen, einzuführen.

Dann weiterhin maximale Erfolge bei der geistigen Arbeit im Hörsaal sowie bei den sportiven Herausforderungen in den verschiedensten Wettkampfstätten – und natürlich fröhliche Feiertage und einen guten Start 2011!

Marko Michels

Weitere Infos unter: www.adh.de