Das Mittelalter als Gegenbild zu den Defiziten der Moderne

Prof. Dr. Heiko Hartmann spricht am 08.11.2011 in der Reihe „Kultur im Kloster“ über „Mittelalterliches Mönchtum in der Dichtung Stefan Georges.“

Der Vortrag befasst sich mit Bildern mittelalterlichen Klosterlebens in der frühen Lyrik Stefan Georges (1868-1933). Wie andere Dichter um 1900 imaginierte George das mittelalterliche Mönchtum als Ideal des „schönen Lebens“ in Kontrast zur von ihm und seinem Kreis abgelehnten hochdynamischen Moderne. Deren Charakteristika, u. a. Technisierung, Massenmedien, Liberalismus, lehnte er radikal ab und entwickelte in seiner Dichtung eine neue Kunstreligion, die in der modernen „Ameisenwelt“ geistig suchenden Menschen eine neue Orientierung geben sollte. Das mittelalterliche Kloster gestaltete George in seinen Gedichten als platonischen Männer- und Künstlerbund, der in elitärer Abgeschiedenheit einem neuen Kunst- und Lebensideal huldigte. Heiko Hartmann zeigt anhand der Interpretation zweier Gedichte Georges, wie die Dichtung der Moderne religiöse Themen des Mittelalters säkularisierte und sie mit dem Ziel einer neuen Sinnstiftung zugleich resakralisierte.

Der 2. Vortrag in der Reihe „Kultur im Kloster“ findet statt am 08.11.2011 in der Zeit von 17–19 Uhr im Kulturhistorischen Museum Rostock, Klosterhof 7. Der Eintritt ist frei.

Heiko Hartmann ist Verlagsleiter des Akademie Verlages (Berlin) und Honorarprofessor an der FU Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist neben der Editionswissenschaft die Deutsche Literatur des frühen und hohen Mittelalters. Sein Vortrag steht im Zusammenhang zu seinen Studien zur Mittelalter-Rezeption im 19. und 20. Jh.