Dr. Wolfgang Bordel und dessen kulturelles Engagement
Was wäre die Insel ohne Dr. Wolfgang Bordel? Sicher wäre da immer noch eine schöne Insel, auf die sommers wie winters die Touristen strömen und die Einheimischen ihr exklusives Zuhause genießen. Doch einiges hat sich mit ihm in den Jahren verändert. Usedom ist ein wenig bunter, vielfältiger geworden. Die Insel hat ein ständiges Theater bekommen, das gelbe Theater „Die Blechbüchse“, das Theaterzelt „Chapeau Rouge“ leuchtet seit über 25 Jahren am Strand von Heringsdorf, Vineta, die Legende steigt Jahr für Jahr aus den Fluten der Ostsee auf die Theaterbühne.
Und junge Leute aus der gesamten Republik ziehen für vier Jahre auf die Insel, um an der Theaterakademie Vorpommern Schauspieler zu werden. Wolfgang Bordel ist der Motor oder Vater dieser kulturellen Unternehmungen von denen Einheimische, wie Touristen sagen, dass sie einfach dazu gehören – ein Markenzeichen der Insel geworden sind. Aber nicht nur die Insel hat profitiert. Die Stadt Barth hat zum ersten Mal in ihrer vielhundertjährigen Geschichte ein festes Theater bekommen und eine anheimelnde Freilichtbühne dazu. Und die Stadt Anklam ist das Zentrum des ganzen Theaters – mit ein Werkstätten, Fundus, Schneiderei und zwei Bühnen.
Das ging alles nicht mit Hau-Ruck und von Heute auf Morgen, sondern beharrliches Reden, Tun, Überzeugen, manchmal auch ein wenig Tricksen und vor allem Begeistern sind das Metier Bordels. Und das seit 35 Jahren. Am 1. Mai 1983 wurde er Intendant des Anklamer Theaters – aus dem er bis heute dieses Kulturimperium geschaffen hat. Kein anderer Theaterleiter in Deutschland ist so lange im Amt wie er.
Dass er nie weggegangen ist oder weggegangen wurde hängt sicher mit seiner Bodenständigkeit, mit seiner speziellen Art mit unterschiedlichsten Menschen umgehen zu können, zusammen. In Halle an der Saale geboren, lernte er Lokschlosser, später Triebfahrzeug-Elektriker, studierte in Rostock Physik und promovierte an der Humboldt-Universität Berlin über philosophische Probleme der Naturwissenschaften. Und die Freizeitbeschäftigung Nr.1 war in all den Jahren: Theater. Auf der Suche nach einem Haus, um dem langweiligen Berlin zu entfliehen, wurden er und seine Theaterkommune nahe Anklam fündig.
Eigentlich wollte er auch hier ein Amateurtheater gründen, da fragten ihn die Verantwortlichen, ob er nicht Intendant des hiesigen Theaters werden wollen. Warum nicht? Wenn man jung ist, kann man alles und er war mit gerade mal 32 Jahren der jüngste Intendant der DDR. Dass so ein unerfahrener Frischling, der nicht zum inneren Zirkel der Theatereliten gehörte, es nicht leicht hatte, ahnt man. Er spricht eher anekdotisch über diese Zeit. Aber er hatte Überzeuger-Qualitäten.
Und er hat eine üppige Fantasie was Projekte betrifft, aber auch für Stoffe, die aufs Theater gehören. Siehe nur die Vineta-Geschichten, die seit alljährlich aus seiner Feder fließen. Und er hat auch in weit über 100 Theaterproduktionen Regie geführt. Er kann ebenso „Olsenbande“ und „Maxe Baumann“ wie Shakespeares „Macbeth“, Brechts „Die Gewehre der Frau Carrar“ bis hin zu Kleists „Der zerbrochne Krug“. Mit letzterem Stück begann er in Anklam seine Regie-Laufbahn und seine neueste Version davon wird auch zum Intendanten-Fest am 1. Mai zu erleben sein.
Feiern sie mit: 1. Mai. Tag der offenen Tür und Hoffest im Theater Anklam anlässlich des 35jährigen Intendanten-Jubiläums. Ab 10.30 Uhr geht’s los. Der Theaterhof verwandelt sich in eine Bühne. 16 Uhr gibt es „Der zerbrochene Krug“ im Saal.
Text/Fotos: Martina Krüger, Pressesprecherin der Vineta-Festspiele