„Das emotionalste und tiefgängigste Musical, das ich kenne…“

Die „West Side Story“ bei den Schloßfestspielen 2017

Der Countdown läuft: Nur noch … Tage bis zu den diesjährigen Schlossfestspielen in Schwerin. In diesem Jahr gibt es allerdings nicht – wie fast schon gewohnt – italienische Oper, sondern den Musical-Klassiker aus den USA, die „West Side Story“ mit der legendären Musik von Leonhard Bernstein.

Ein Werk wird in Schwerin präsentiert, das zeitlos gültig ist, Liebe bzw. Hass, Feindschaft bzw. Versöhnung und Dramatik bzw. Emotionen beinhaltet. Es beinhaltet den Bandenkrieg zwischen Einheimischen und Zuwanderern im New York der 1950er Jahre, es geht um Vorurteile, berechtigte wie unberechtigte, um Kleinmut und Nachdenklichkeit, um die Hoffnung auf Versöhnung, selbst wenn die Brücken dazu noch erst errichtet werden müssen.

Vor 60 Jahren, im September 1957, feierte die „West Side Story“ im „West Garden Theatre“ ihre Uraufführung. 1961 wurde sie verfilmt. Die erste „Maria“ war dabei Carol Lawrence, in der Fimrolle von 1961 begeisterte Natalie Wood. In der früheren DDR sorgte vor allem eine Eiskunstläuferin für eine große Popularität der „West Side Story“. Katarina Witt wurde als „Maria“ im damaligen „Ost-West-Duell“ mit der Amerikanerin Debi Thomas 1987 in Cincinnati Weltmeisterin.

Am Deutschen Theater in München konnte gerade Jenna Burns als „Maria“ überzeugen und bei den Salzburger Festspielen 2017 steht die „West Side Story“ ebenfalls auf dem Programm – dort spielt Cecilia Bartoli die „Maria“.

Nur: Was wäre so ein Werk ohne die entsprechende Ausstattung… Ohne die richtige Bühne. Ohne die richtige Kulisse. Und ohne die richtigen Kostüme.

Bei den Schloßfestspielen in Schwerin wird Kostümbildnerin Conny Lüders dafür sorgen, dass der „Dresscode“ stimmen wird. Die Thüringerin kann dabei vielfältige Erfahrungen verweisen, so gestalteten ihr Team und sie die Kostüme für Aufführungen und Produktionen in Bremen, München, Wien, Berlin, Thun und Salzburg. Nur einige Beispiele von vielen…

In das „Kostüm“ der „Maria“ wird bei den Schlossfestspielen Katrin Hübner „schlüpfen“.

Seit der Spielzeit 2004/2005 gehört die Sopranistin Katrin Hübner, in Borna bei Leipzig geboren, dem Ensemble des Mecklenburgischen Staatstheaters an und brillierte in den verschiedensten Rollen. Im Jahr 2010 erhielt Katrin Hübner für ihre beeindruckende künstlerischen Leistungen  den renommierten Conrad-Ekhof-Preis!

MV-SCHLAGZEILEN fragte bei Katrin Hübner nach

K.Hübner über die Schlossfestspiele 2017, ihre Meinung zur  „West Side Story“, ihren Zugang zur „Maria“, die aktuelle Proben-Phase, ihre Einsätze als „Maria“ und die kommende Spielzeit 2017/18

„Das emotionalste und tiefgängigste Musical, das ich kenne…“

Frage: Die „West Side Story“ 2017 in der Landeshauptstadt M-V… Was verbinden Sie persönlich mit diesem Musical?

Katrin Hübner: Die „West Side Story“ ist das emotionalste und tiefgängigste Musical, das ich kenne. Für mich als klassische Opernsängerin ist es erst einmal ein anderes Genre und damit zugleich auch eine neue Herausforderung. Leonard Bernstein besetzte die Haupt-Parts zwar mit Opernsängern, aber heute sind die Grenzen da fließender. Es wird auch sehr viel getanzt und wir hier in Schwerin haben eine Besetzung überwiegend mit Musicaldarstellern.

Bisher standen die Schweriner Schlossfestspiele ja zumeist im Zeichen der Verdi-Opern, was ich auch sehr besonders fand, aber ich finde es toll, einmal etwas Neues auszuprobieren. Die „West Side Story“ ist dabei schon fast so etwas wie eine „Garantie“ auf Erfolg. Es ist ein ungemein gutes Stück.

Frage: Sie spielen, Sie singen die „Maria“. Was bedeutet Ihnen persönlich dieser Part? Wie fanden bzw. finden Sie Zugang zu dieser Rolle?

Katrin Hübner: Es ist eine spannende Rolle, letztendlich eine Neuinterpretation der „Julia“-Rolle aus Shakespeares „Romeo und Julia“… Und derartige Parts übernimmt wohl jeder gern. Gerade bei Bernstein ist es aber noch kraftvoller, dramatischer, wie ich finde. Auch irgendwie bodenständiger, aktueller. Es ist Schauspiel mit wunderbarer lyrischer bis hochexpressiver Musik.

Musical ist für mich stimmlich schon ein kleiner „Spagat“: Es soll ja nicht zu sehr „nach Oper klingen“ und eine gewisse Natürlichkeit haben. Im Großen Haus spielen wir ja weiterhin mit „Peter Grimes“ oder „Margarethe“ große Opern. Den richtigen Mix zu finden, das ist die große Herausforderung! Ich nähere mich über die Figur, möglichst authentisch, nicht als Musicaldarstellerin, die ich ja auch gar nicht bin, aber auch nicht als Opernsängerin.

Frage: Wie viele Open Air-Proben gab bzw. gibt es bis zur Premiere am 30.Juni? Wie oft werden Sie die „Maria“ bis zum Abschluss der diesjährigen Schlossfestspiele Schwerin am 8.August spielen bzw. singen?

Katrin Hübner: Es gibt an sechs Abenden Orchester-Bühnenproben, dann zwei Hauptproben und eine Generalprobe. Und an den Vormittagen jeweils Proben mit Klavier. Wie viel vor den Hauptproben draußen passiert, hängt ein bisschen vom Wetter ab. Wir proben ja bereits seit Mitte Mai auf den Probebühnen in Görries. Geplant ist, dass ich in sieben Vorstellungen die „Maria“ während der Schlossfestspiele Schwerin 2017 spiele. Für den Rest der Zeit bin ich als Cover geplant.

Frage: Und… Gibt es in den knapp sechs Wochen der Schlossfestspiele Schwerin 2017 für Sie auch ein Leben neben der „Maria“?

Katrin Hübner: In den sechs Wochen der Schlossfestspiele sind die Darstellerinnen und Darsteller natürlich schon fest an Schwerin gebunden, da bleibt kaum Zeit für andere Aktivitäten. Die „West Side Story“ wird in Schwerin zwischen Donnerstag und Sonntag gezeigt. Von Montag bis Mittwoch haben die Mitwirkenden etwas „Luft“, da kann man sicherlich auch einmal etwas anderes unternehmen. Ich werde sicher viel draußen sein, spazieren, Rad fahren oder die vielen Seen testen.

Letzte Frage: Mit welcher Rolle starten Sie in die neue Spielzeit 2017/18 des Mecklenburgischen Staatstheaters?

Katrin Hübner: Es gibt viele Stücke, die in die neue Spielzeit übernommen werden. So bin ich wieder als „Eliza“ in „My Fair Lady“ oder „Siébel“ in „Margarethe“ zu hören und zu sehen sein. Dazu ist auch wieder eine „Operngala“ geplant. Und Anfang Dezember ist dann die Premiere der Oper „Hänsel und Gretel“, in der ich die Gretel darstellen werde.

Vielen Dank, dann erfolgreiche Schloßfestspiele 2017 als „Maria“ und eine spannende Spielzeit 2017/18!

Weitere Informationen zu den Schloßfestspielen 2017…

Inszeniert wird die „West Side Story“ in Schwerin von Simon Eichenberger. Die musikalische Leitung obliegt Daniel Huppert und das Bühnenbild gestaltet Stephan Prattes.

Insgesamt ist die „West Side Story“ auf dem Alten Garten in Schwerin vom 30.Juni bis 6.August 24 Mal zu sehen und zu hören.

Beginn ist fast immer (30.Juni, 1.Juli, 2.Juli, 6.Juli, 7.Juli, 8.Juli, 9.Juli, 13.Juli, 14.Juli, 15.Juli, 19.Juli, 20.Juli, 21.Juli, 22.Juli, 23.Juli, 27.Juli, 28.Juli, 29.Juli, 30.Juli, 3.August, 4.August und 5.August) jeweils ab 20.00 Uhr. Nur die Vorstellungen am 16.Juli und 6.August starten jeweils ab 18.00 Uhr.

Zusätzliche Angaben zu den Schloßfestspielen 2017 gibt es unter mecklenburgisches-staatstheater.de .

Fotos (Michels): Sopranistin Katrin Hübner und Blick zur Bühne auf dem Alten Garten.