Bretschneider: Unantastbarkeit der Menschenwürde ist Maxime unseres Zusammenlebens

Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider hat heute (27. Januar 2010) in Schwerin anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus die Unantastbarkeit der Menschenwürde als  unerlässlich bezeichnet.

Es gelte, Unaufmerksamkeit gegenüber den Anfängen von Menschenverachtung und Intoleranz entgegen zu wirken, sagte die Sylvia Bretschneider bei einer Gedenkstunde des Landtages Mecklenburg-Vorpommern im Festsaal des Schweriner Schlosses. Als Zeitzeugin und Ehrengast der Gedenkstunde sprach Prof. Dr. Anna Hanusová-Flachová aus Brno (Tschechische Republik), eine Überlebende des Holocaust, über ihre Erlebnisse, Gedanken und Erinnerungen. Zum Ende der Gedenkstunde wurde der Opfer des Nationalsozialismus mit einer Schweigeminute gedacht.

Sylvia Bretschneider: „Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch russische Soldaten befreit. Auschwitz – dieser Name ist Inbegriff für die Verbrechen der Nationalsozialisten. Was uns an Auschwitz erschüttert und fassungslos macht, das ist nicht allein das Ausmaß des Völkermordes. Es ist die von Menschen in Gang gesetzte Maschinerie des Tötens. Es sind die unfassbar vielen Schicksale, die hinter den Opferzahlen stehen – die Lebensgeschichten von Männern, Frauen und Kindern aus ganz Europa, die hier getötet wurden, weil die Nationalsozialisten ihnen das Recht zu leben absprachen.“

Der 27. Januar stehe für eine nachdrückliche Forderung an jedermann, dafür Sorge zu tragen, dass sich die Vergangenheit und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht wiederholen, sagte die Landtagspräsidentin in ihrer Gedenkrede.  Er sei Forderung und Mahnung der Opfer zugleich, wachsam zu sein und Angriffe auf die Grundlagen der freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft rechtzeitig abzuwehren und gar nicht erst aufkeimen zu lassen.

Sylvia Bretschneider: „An erster Stelle steht dabei die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Sie ist die Maxime unseres Zusammenlebens. Wir müssen dem ganz natürlichen Prozess des Vergessens entgegenwirken. Wir dürfen die Geschichte nicht beiseite schieben. Denn sonst werden wir unaufmerksam gegenüber den Anfängen von Menschenverachtung und Intoleranz. Wir dürfen nicht blind werden für eigendynamische Prozesse, die, sind sie erst einmal in Gang gesetzt, nur schwer wieder zum Halten gebracht werden können. Wie wichtig es ist, sich zu erinnern und immer wieder das Unfassbare und seine Ursachen vor Augen zu führen, zeigt die erschreckende Erkenntnis, dass immer weniger Menschen über den Nationalsozialismus und den von ihm herbeigeführten Holocaust Bescheid wissen oder gar bewusst nichts von alledem wissen wollen.“

Bei der vom Landtag ausgerichteten Gedenkfeier musizierten Preisträger des Wettbewerbs „Verfemte Musik“ von der Hochschule für Musik und Theater Rostock – unter der Leitung von Volker Ahmels, Leiter des Zentrums für verfemte Musik der HMT Rostock.

Seit 1996 gedenkt Deutschland am 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog hatte den Gedenktag angeregt. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das deutsche Vernichtungslager Auschwitz.