Backhaus auf Workshop zur Zukunft der Arbeit im ländlichen Raum

Der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus hat heute auf einem vom Ministerium gemeinsam mit dem Landkreis Ludwigslust veranstalteten Workshop vor Vertretern der ARGEN, den Landkreisen von Verbänden und Kammern sowie vor Unternehmern zum Thema: „Zukunft der Arbeit im ländlichen Raum“ referiert und dabei ein Modellprojekt zur Beschäftigung von Menschen mit mehrfachen Behinderungen im Landkreis Ludwigslust vorgestellt.

„Das gesamte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern zählt bis auf die kreisfreien Städte zur europäischen Kategorie „ländlicher Raum“. 85 Prozent der Fläche sind geprägt von Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft. 717 der 849 Gemeinden haben weniger als 2000 Einwohner. Gleichzeitig leben mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in ländlichen Regionen. Diese Menschen sind die Adressaten unserer Politik. Die Zukunft des Landes Mecklenburg-Vorpommern entscheidet sich maßgeblich in den ländlichen Räumen“, unterstreicht der Minister die Bedeutung des Workshops, der ein weiteren Baustein des vom Ministerium initiierten „Zukunftsforums ländlicher Raum“ darstellt.

Die Landesregierung setze deshalb mit dem Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommern bis 2013 (EPLR) konsequent auf weitere Investitionen in die Agrarwirtschaft und die Stärkung der ländlichen Räume. Dafür habe man letztmalig 1,15 Milliarden Euro europäische und nationale Fördermittel zur Verfügung.

Eingehend auf die demografische Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern betonte Dr. Backhaus: „Integrierte ländliche Entwicklung gerade im Lichte des demografischen Wandels braucht Ressort übergreifendes, überdisziplinäres Denken und Handeln. Gleichzeitig müssen wir feststellen, dass es keine allgemeingültigen Rezepte gibt und sich die Entwicklung im Land sehr unterschiedlich vollzieht.“

Wichtig seien deshalb regional angepasste Handlungsempfehlung und vor allem der Dialog mit den Akteuren vor Ort.

Bezug nehmend auf die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hob der Minister den Rückgang der Arbeitslosenzahlen insbesondere in den Kreisen Nordvorpommern und im Müritzkreis hervor. Die Entwicklung in diesen Regionen zeige, dass nicht nur die traditionellen Pendlerkreise von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt erfasst sind.

„Die Langzeitarbeitslosigkeit war und ist bekanntlich ein besonderes Problem unseres Landes. Daher ist es umso erfreulicher, dass es mit ca. 32.300 Personen einen Rückgang um 30 Prozent zum Vorjahr bei dieser Gruppe gab. Mit einem Anteil von 29,3% an der Gesamtarbeitslosigkeit ist das weniger als im Bundesdurchschnitt (33,0%) und sogar deutlich weniger als im Durchschnitt der ostdeutschen Länder (34%)“, so der Minister.

In diesem Zusammenhang stellte er ein Projekt vor zur Integration von Menschen, die sogenannte multiple Vermittlungshemmnisse haben und dadurch von Langzeitarbeitslosigkeit besonders betroffen sind.

„Jeder von uns kennt solche Menschen, die durch Krankheiten, durch Alkohol, Drogen oder einfach nur durch mangelnde Bildung und fehlende soziale Bindungsfähigkeit dauerhaft aus der Lebensbahn geworfen sind. Sie sind Mitglieder unserer Gesellschaft und bleiben doch gleichzeitig ausgeschlossen.

Mein Ansatz ist, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient“, erklärt der Minister.

Natürlich habe in einer Marktwirtschaft kein Unternehmen etwas zu verschenken. Trotzdem gebe es eine gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen, gerade für die Schwächeren.

„Wer mit offenen Augen durch die Dörfer fährt oder Betriebe besucht, der sieht auch das Potenzial an einfachen Tätigkeiten, deren Erledigung nötig wäre, die aber aus Zeit und Kostengründen keiner mehr tut. Wenn nur jeder der 5.432 Landwirtschaftsbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern – rein theoretisch – einen Hofarbeiter beschäftigen würde, dessen Lohnkosten er noch dazu anteilig vom Staat subventioniert bekommt, könnten wir die Langzeitarbeitslosenquote schlagartig nochmals um fast 20 Prozent senken“, appellierte der Minister an die Verantwortung der Wirtschaft.

Gleichzeitig sprach sich der Minister dafür aus, faire Löhne für gute Arbeit zu zahlen. Das geringe Durchschnittseinkommen in Mecklenburg-Vorpommern sei ein wesentlicher Grund, warum junge Leute, nachdem sie im Land gut ausgebildet wurden, in Richtung Norden, Westen und Süden abwandern.

„Mein Wunsch an die Arbeitsmarktpolitik und alle die dabei Verantwortung tragen, ist deren Ausrichtung auf die Gewinnung und das Halten qualifizierter Arbeitskräfte sowie die soziale Integration von leistungsgeminderten Langzeitarbeitslosen.“