GRÜNE sind gegen die weitere Verschulung des Hochschulstudiums

Während Bundesbildungsministerin Schavan zur Nationalen Bologna-Konferenz nach Berlin geladen hat, um der fortschreitenden Verschulung an den Hochschulen entgegenzutreten, wird in Mecklenburg-Vorpommern still und heimlich genau diese Fehlentwicklung weiter vorangetrieben und zusätzlich auch noch an der Trennung zwischen Lehre und Forschung gearbeitet“, kritisiert Johannes Saalfeld, Landesvorstandsmitglied der Grünen.

„Wer die Forderungen der Studierenden ernst nimmt, der darf die Verschulung des Studiums nicht weiter beschleunigen. Die aktuelle Novellierung des Landeshochschulgesetzes geht dabei genau in die falsche Richtung. Die Kernforderungen studentischer Bildungsproteste werden so mit Füßen getreten“, so Saalfeld weiter.

Das Hochschulgesetz befindet sich gerade in der Anhörung zwischen Ministerium und Hochschulen. Der Entwurf sieht die Einführung von Studienkonten vor. Damit sollen Studenten, die ihr Studium besonders schnell absolvieren, durch kostenlose Seminare in der Weiterbildung belohnt und so auf einen möglichst schnellen Studienabschluss gedrängt werden. Mit dem Gesetzentwurf werde aber die Grundlage dafür gelegt, dass in Zukunft wissbegierige Studierende, die sich im Studium weiter bilden wollen als es die Studienordnung vorgibt, zur Kasse gebeten werden. „Das verkennt die Erfahrungen der vergangenen Jahre. Die zunehmende Verschulung ist Kernpunkt der Kritik“, führt Saalfeld aus. „Wir brauchen aber ein Studium das selbstgewählte interdisziplinäre Vertiefungen ermöglicht, statt vorgeschriebene Seminar- und Semesterzahlen festzuschreiben. Gute Bildung gehört in das Studium und nicht erst in die Weiterbildung“, kritisiert Saalfeld.

Zusätzlich ist die geplante Einführung von getrennten Lehr- und Forschungsprofessuren eine Fehlentwicklung. „Die Einheit von Forschung und Lehre war bisher die Garantie für eine hohe Qualität in der Ausbildung. Mit dem neuen Landeshochschulgesetz werden sich jedoch an den Hochschulen eine ,Abteilung Lehre‘ und eine ,Abteilung Forschung‘ entwickeln, die dann nur noch wenig miteinander zu tun haben. Forschung und Lehre gehören aber für eine qualitätsvolle wissenschaftliche Ausbildung der Studierenden eng zusammen“, so Saalfeld. „In dieser Hinsicht macht sich der Gesetzentwurf der Schizophrenie verdächtig, wenn er einerseits ressourcenfressende und fragwürdige Qualitätssicherungsverfahren vorschreibt, andererseits das seit Humboldt bewährte System der Einheit von Forschung und Lehre abschafft. Die bestehenden Regelungen zum Forschungssemester für Professoren sind völlig ausreichend“, so Saalfeld abschließend.