Auf zu den Hafentagen 2009 – trotz Krisenstimmung!

Wismar steht vor großen Herausforderungen

Alter HafenWismar, die alte Hansestadt und Weltkulturerbe-Stadt, hat vor allem eines zu bieten: Eine interessante, beeindruckende Altstadt, den Alten Hafen und eben die maritime Wirtschaft mit den Firmen-Ansiedlungen insbesondere, aber nicht nur, in der Nähe des Alten Hafens.

Alter HafenBereits im Jahr 1211 wurde der Seehafen Wismar erwähnt und ist seither ein wichtiger ökonomischer Faktor für die Wirtschaft der Stadt. So liefen 2008 rund 1300 Schiffe den modernen Hafen Wismars an und umgeschlagen wurden hier fast 3,5 Millionen Tonnen. Als maritimer Wirtschaftszweig hat der Alte Hafen zwar keine größere Bedeutung, ist jedoch mit der Kneipen-Meile, den alten Speichern und dem Ausstellungsort Baumhaus, ein touristisches Magnet.

CioffDer Fischmarkt findet hier statt, die Hafentage natürlich und die Festivitäten zum Weinfest oder Koggentreffen. Er ist unter anderem eine „Location“ der Heringstage, der traditionellen Siegerehrungen der Schützenfeste oder zum Straßentheater-Festival „boulevART“ sowie zum CIOFF-Folklore-Festival.

WGerade über die Pfingsttage 2009 war der Alte Hafen wieder ein beliebtes Ausflugsziel, wobei die Reederei Clermont dort informative Hafen- und Seerundfahrten anbietet. Die Wadan Yards MTW, direkt am Alten Hafen, ist heute der größte Arbeitgeber Wismars und beschäftigt an den Standorten Wismar und Rostock-Warnemünde fast 2700 Arbeitnehmer.

WVor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise geriet auch die Werft in schwieriges Fahrwasser. Finanzielle Beihilfen vom Bund und vom Land halfen bis Anfang Juni die Turbulenzen zu meistern. Leider erfüllten sich die Hoffnungen mit dem neuen Eigner nicht. Diese meldeten am 6.Mai Insolvenz an. Das Aus für das traditionsreiche Unternehmen, das 1946 als Schiffsreparaturwerk der Roten Armee gegründet wurde und 1947 der Landesverwaltung Mecklenburgs übertragen wurde ?! Wahrlich nicht. Die Werft ist hochmodern sowie äußerst produktiv und hat vor allem sehr gut qualifizierte Arbeitnehmer. Beste Voraussetzungen für das Überleben. Es wird zwar hart, aber für die Wismarerinnen und Wismarer, gerade für die Arbeitnehmer auf der Werft, gilt jetzt: „Weiter kämpfen, man muß immer weiter kämpfen !“, wie Torwart-Titan Oliver Kahn treffend meinte. Die Werft in Wismar hatte in den 53 Jahren immer einen hervorragenden Ruf in der Welt.

WWSeit fast 800 Jahren – offiziell verbrieft – lebt Wismar von der Schifffahrt, vom Schifffbau, Schiffreparaturen und Fischfang.
Dass nur ein russischer Investor die Werft, die wie schon erwähnt, 1946 durch die Rote Armee entstand, in die Insolvenz trieb, ist besonders schlimm. Schlimm wäre es jedoch, wenn alte russische Ressentiments wieder aufleben würden. Ohne den Russen Michail Gorbatschow, dem eigentlichen Vater der deutschen Einheit, hätte es den 3.Oktober 1990 nie gegeben. Ein korruptes DDR-Block-Regime wäre noch immer am Ruder und die Wismarerinnen und Wismarer hätten in Zelten übernachten können. Die Altstadt, die Kirchen wären unter stalinistischen Vorzeichen für immer verloren gewesen.

KarstadtHSDie Lage der Werft, des Karstadt-Stammhauses, 1881 gegründet,  das am Sonntag – als Zeichen der Verbundenheit zu ihrer Arbeit – von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am 7.Juni symbolisch besetzt wird, des Seehafens, der Zulieferbetriebe der maritimen Wirtschaft und auch die bedrückend hohe Anzahl der Arbeitslosen und Hartz IV-Empfänger in der Hansestadt offenbaren: In Wismar ist ungemein viel zu tun. Neue Wege müssen gegangen, neue Ziele gesetzt werden. Restaurierte Kirchen sind schön, insbesondere für die Touristen. Nur der Geist der christlichen Nächstenliebe und der Solidarität muß noch um einiges deutlicher werden, er muß tatsächlich gelebt werden. „Um zu glauben, bedarf es keiner Häuser und Paläste !“, meinte schon Jesus von Nazareth. Schönrednerei ist fehl am Platze. Wichtiger als schöne Kirchen wäre ein schönes Miteinander in der Hanse- und Weltkulturerbe-Stadt Wismar, die vor großen Herausforderungen steht.

JSTGWismar hat noch immer einen guten Ruf, auch im Sport. Wismar ist ohnehin eine deutsche Segel-Hochburg mit großer Tradition. Stellt die Werft das maritime wirtschaftliche Wahrzeichen Wismars dar, so ist Jan Kurfeld das sportliche Aushängeschild Wismars als Junioren-Europameister und Junioren-Weltmeister im Finn Dinghi.

WFür Wismar gilt daher – trotz Wirtschafts- und Finanzkrise – hoffnungsvoll die Segel für die Zukunft zu setzen. Daher optimistische Hafentage – allen Widrigkeiten zum Trotz ! Jetzt erst recht …

M.Michels

F.: Wismarer Impressionen. mm