Artensterben in Mecklenburg-Vorpommern geht ungebremst weiter

Erhalt der biologischen Vielfalt braucht qualifiziertes Personal und starkes Ehrenamt / Stopp von umweltschädigenden Subventionen dringend notwendig

Güstrow, Schwerin. Als Ergebnis einer Tagung des NABU zum Stand der Biologischen Vielfalt in Mecklenburg-Vorpommern am vergangenen Wochenende in Güstrow verabschiedeten die Umweltverbände NABU und BUND eine gemeinsame Erklärung. Mit der Erklärung, die von den rund 100 Teilnehmern der Tagung mitgetragen wurde, wollen die Umweltverbände zum Ende des UNO-Jahres der Biologischen Vielfalt die aus ihrer Sicht wichtigsten Bedingungen aufzeigen, die für einen wirksamen Schutz der Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten und ihrer Lebensräume notwendig sind.

Ausgangspunkt für das gemeinsame Positionspapier der Umweltbverbände war die Tatsache, dass auch Mecklenburg-Vorpommern das Ziel der EU, bis 2010 den Verlust an Arten und Ökosystemen zu stoppen, deutlich verfehlt hat. Angesichts der bisher zu wenig wirksamen Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt fordern die Verbände die Landespolitik auf, eine angemessene Ausstattung der Naturschutzbehörden mit qualifiziertem Personal zu sichern sowie das Ehrenamt zu stärken.

Stefan Schwill, Vorsitzender des NABU Mecklenburg-Vorpommern: „Immer wieder stellen wir zahlreiche Verstöße im Bereich des Artenschutzes fest. So ist zum Beispiel der hochgradig gefährdete Schreiadler fortlaufend schweren Eingriffen in seinen Brutrevieren ausgesetzt. Nur eine Verwaltung mit angemessener Personalstärke kann die wachsenden Aufgaben im Naturschutz bewältigen.“ Prof. Dr. Matthias Grünwald, Landesvorsitzender des BUND: „Qualifiziertes und zahlenmäßig gut aufgestelltes Personal sollte zum Beispiel den Land- und Forstwirten bei der Bewältigung der Agrarumweltprogramme beratend zur Seite stehen und die Verbindung zu den unverzichtbaren ehrenamtlich tätigen Naturschützern halten.“

Um gefährdeten Tieren, wie Schreiadler, Schaalsee-Maräne oder Bachmuschel, geeignete Lebensräume zu erhalten – so die Umweltverbände in ihrer Erklärung – müssen naturverträgliche Formen der Land- und Gewässernutzung stärker als bisher gefördert werden. Alle staatlichen Zahlungen, die zur Verminderung und Vernichtung von biologischer Vielfalt beitragen, müssen unverzüglich gestoppt bzw. reformiert werden. Dazu zählt ein Großteil der Beihilfen, die alljährlich in die konventionelle Landwirtschaft fließen. Darüber hinaus sind zusätzliche Wildnisgebiete zu schaffen, in denen sich Natur nach ihren eigenen Regeln entfalten darf.

Eine Vielzahl an Fachvorträgen aus den ehrenamtlich tätigen Fachgruppen des NABU hatte während der Tagung deutlich gemacht, dass trotz verschiedener staatlich geförderter Umweltprogramme der Artenverlust weiter voranschreitet. Als Hauptursache wird die konventionelle Landnutzung ausgemacht. Sie lasse keinen Streifen Land ungenutzt, verursache in weiten Teilen des Landes monotone und artenarme Landschaften.  „Besonders deutlich wird das am zunehmenden Anbau von Mais zur Energiegewinnung, der großflächig zu einem dramatischen Schwund an biologischer Vielfalt in der Agrarlandschaft führt.“, erläutert Stefan Schwill, Landesvorsitzender des NABU. Prof. Mathias Grünwald, Landesvorsitzender des BUND, ergänzt: „Mit dem zunehmendem Anbau gentechnisch veränderter Organismen wird der Artenschwund massiv verstärkt.“