Anstrengungen zur Leseförderung zahlen sich aus

Minister Tesch zu IGLU: Anstrengungen zur Leseförderung zahlen sich aus – künftig noch stärker auf jedes einzelne Kind eingehen / Mecklenburg-Vorpommern im Ländervergleich in der Lesekompetenz insgesamt auf Platz 6„Die Ergebnisse der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung IGLU 2006 bescheinigen den Kindern unseres Bundeslandes eine gute Lesekompetenz und damit den Lehrkräften eine gute Arbeit. Das heißt, die Anstrengungen zur Stärkung der Leseleistungen in den Grundschulen tragen Früchte“, so die Reaktion von Kultusminister Henry Tesch zur aktuellen IGLU-Studie. Danach liegt Mecklenburg-Vorpommern im Ländervergleich in der Lesekompetenz insgesamt auf Platz 6. Bezogen auf den Anteil von Spitzenlesern, die gut abstrahieren, verallgemeinern und begründen können, belegte Mecklenburg-Vorpommern nach Bayern und Thüringen sogar Platz 3.

Auch beim Lesen und Verstehen von literarischen, informierenden oder wissensbasierten Texten zeigten die Schülerinnen und Schüler aus Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils einem 6. Platz gute Leistungen. Die Studie macht allerdings auch deutlich, dass Kinder aus Elternhäusern mit vielen Büchern einen deutlichen Vorsprung vor Kinder aus Elternhäusern mit nur wenigen Büchern haben.

Minister Tesch: „Wir müssen alle Kinder gleichermaßen lesestark machen – Lesen ist die Basis für alle weiteren Lernerfolge. Die stärkere individuelle Förderung, die wir mit der Selbstständigen Schule im Blick haben, wird insbesondere denjenigen Schülerinnen und Schülern zu Gute kommen, denen das Lesen noch etwas schwer fällt. Ab dem Schuljahr 2009/10 bekommen alle Grundschulen zusätzliche Stunden für die Stärkung der Lesekompetenz mit dem Ziel, noch besser auf jeden einzelnen Schüler eingehen zu können und ihn zu fördern.“ Tesch verwies außerdem darauf, dass es noch besser gelingen müsse, in den weiterführenden Schulen an die guten Leseleistungen der ersten Schuljahre anzuknüpfen. Hier werde mit der Schulgesetzänderung für mehr Selbstständigkeit von Schule künftig weiteres Leistungspotential frei gesetzt.

Aus Mecklenburg-Vorpommern haben sich rund 450 Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen aus 25 Grundschulen im Land an IGLU 2006 beteiligt. Deutschland weit nahmen daran rund 8 000 Schülerinnen und Schüler aus 400 Schulen teil. Sie alle wurden nach dem Zufallsprinzip für diese repräsentative Stichprobe ausgewählt. Mit IGLU sollen Trends in den Entwicklungen der Leseleistungen und in den Lernbedingungen festgestellt werden können. An IGLU 2006 haben weltweit 45 Staaten teilgenommen.

Ergebnisse IGLU-E 2006

I. Was ist IGLU-E?

– IGLU-E Ergänzungsuntersuchung zu IGLU-International, April/Mai 2006
– durchgeführt durch Universität Dortmund im Auftrag der KMK

II. Beteilung

– M-V: 25 Grundschulen mit je einer vierten Klasse und ca.450 Schülern
– Deutschland: rund 400 Schulen mit 8.000 Schülern

III. Stufen der IGLU-Lesekompetenz

Kompetenzstufen:

I   Verstehen von Wörtern und Sätzen
II  Einzelinformationen in Texten erkennen
III Wichtige Einzelheiten und Informationen im Text auffinden und miteinander in Beziehung setzen
IV Zentrale Handlungsabläufe auffinden und die Hauptgedanken des Textes erfassen und erläutern
V  Abstrahieren, Verallgemeinern und Begründen
IV Ergebnisse

1. Mecklenburg-Vorpommern belegt im nationalen Vergleich der nationalen Grundschullesestudie in den Teilbereichen einen guten 6. Platz.

Vor M-V: Thüringen, Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz

Abstand zu Thüringen: 11 Punkte

2. 13,3% der Kinder können abstrahieren, verallgemeinern und begründen (Kompetenzstufe V)

M-V Platz 3 hinter Bayern und Thüringen

11,7 % der Schüler in M-V können nur Einzelheiten und Informationen im Text finden (unter Kompetenzstufe III)

M-V Platz 7

3. Verstehen literarischer Texte M-V Platz 6

Verstehen informierender Texte M-V Platz 6

Der Grundschule in M-V gelingt es jedoch besser mit literarischen als mit Sachtexten zu arbeiten.

4. Direkte Entnahme von Informationen aus Texten (textimmanente Verstehensleistungen)

M-V Platz 6

Insgesamt schneiden die Kinder in den meisten Ländern der Bundesrepublik Deutschland bei der direkten Entnahme von Informationen aus Texten im internationalen Vergleich sehr gut ab.

Textverständnis auf der Basis von Hintergrundwissen (wissensbasierte Verstehensleistungen)

M-V Platz 6

5. Leistungsvorsprung der Mädchen im Lesen

M-V Platz 7

In Deutschland lesen Mädchen besser als Jungen, der Unterschied ist aber im internationalen Vergleich relativ gering.

6. Lesemotivation

Schülerinnen und Schüler die angeben, außerhalb der Schule nie oder fast nie zum Vergnügen zu lesen

M-V Platz 7

In Deutschland lesen im Mittel 14 Prozent der Viertklässler in ihrer Freizeit nie oder fast nie zum Vergnügen.
Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen (19 Prozent vs. 9 Prozent). Auch in M-V.
Besonders groß ist die Differenz bei der Lesemotivation zwischen Mädchen und Jungen in Baden-Württemberg, im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern.

7. Leistungsvorsprung im Leseverständnis von Kindern aus Familien mit mehr als 100 Büchern vor denen aus Familien mit weniger als 100 Büchern

M-V Platz 5

Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern haben in Deutschland einen deutlichen Leistungsvorsprung vor Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern.
Auffallend in M-V: Kinder aus Familien mit vielen Büchern haben einen großen Vorsprung in der Lesekompetenz, etwa ein Schuljahr.

8. Leseleistung nach Migrationshintergrund in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland

Kinder aus Familien ohne Migrationshintergrund erreichen im Bundesdurchschnitt eine deutlich höhere Leseleistung.
Auf Grund des geringen Anteils an Kindern mit Migrationshintergrund ist keine Einzelbewertung für M?V möglich.

9. Nutzung neuer Medien zur Entwicklung der Lesekompetenz

Lediglich in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen haben alle Kinder Zugang zu einem Computer. In Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern haben nahezu alle Kinder an ihrer Schule Zugang zum Internet.

10. Anteil von Schulleitungen an Schulentwicklung

Im internationalen Vergleich haben Schulleiter in Deutschland einen höheren Anteil an Unterricht und damit weniger Zeit für Schulentwicklung.

V. Schlussfolgerungen

1. Die erfreulichen Leseleistungen der Grundschüler in M-V sind auch Ausdruck der Arbeit mit den Ergebnissen von VERA (Vergleichsarbeiten Jahrgangsstufe 3).
Diese muss in Zukunft konsequent in allen Grundschulen fortgesetzt und auf die weiterführenden Schulen ausgedehnt werden.

2. Neben der sehr hohen Zahl der guten Leser haben wir auch eine hohe Zahl an schwachen Lesern zu verzeichnen. Dieses Problem ist nur durch individuelle Förderung jedes Schülers abzubauen. Deshalb sind im neuen Schulgesetz Förderpläne für alle Schüler verankert.
Dafür benötigen die Grundschulen mehr Zeit, die ihnen in Form von etwa 2,5 Lehrerwochenstunden pro Schule ab dem nächsten Schuljahr durch das Land zur Verfügung gestellt werden.

3. Maßnahmen zur Verbesserung der Lesekompetenz müssen Bestandteil jedes Schulprogramms sein.
Die verpflichtende Erarbeitung von Schulprogrammen ist Bestandteil der Schulgesetznovelle.

4.Um die Lesekompetenz weiter zu verbessern, ist es notwendig, das Lesen in allen Unterrichtsfächern und Jahrgangsstufen über die Grundschule hinaus zu üben. Besonderer Wert ist auf das Entnehmen von Informationen aus Texten und auf das Textverständnis auf der Basis von Hintergrundwissen zu legen. Dazu werden gezielt Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt.

5. Die Lesekompetenz und die Lesemotivation der Jungen müssen besonders gestärkt werden. In schulinternen Lehrplänen müssen die Schulen geeignete Maßnahmen hierfür festlegen.

6.Kindern aus bildungsfernen Milieus müssen besonders gefördert werden.
Eine gute Voraussetzung dafür ist die im Schulgesetz vorgesehene Einführung der gebundenen Ganztagsschule als Regelfall.

7. Eine weitere Voraussetzung für die Entwicklung der Lesekompetenz ist der Ausbau der vorschulischen Bildung mit dem Schwerpunkt der Sprachförderung durch frühzeitige Diagnostik.

8. Wichtig ist, dass Kinder auch zu Hause Anregungen zum Lesen erhalten. Hier liegt eine ganz klare Verantwortung der Eltern. Eltern sind hinsichtlich der Auswahl von Büchern und Lesematerialien zu beraten. Dies kann durch Leseelternabende realisiert werden.

9. In der Schulgesetznovelle wird die bisherige Verpflichtung von Schulleitern zur Erteilung von Unterricht geöffnet.Schulleiter erhalten mehr Zeit für Schul- und Unterrichtsentwicklung, die auch im Sinne der Stärkung der Lesekompetenz genutzt werden muss.
Begleitend dazu werden alle Schulleiter in M-V qualifiziert, um sie bei der Gestaltung dieser Prozesse zu unterstützen.

10. Vergleicht man vorliegende Ergebnisse mit der PISA-Studie zeigt sich, dass die erfolgreiche Arbeit der Grundschule im weiterführenden Bereich fortgesetzt werden muss. Das Üben des Lesens muss auch nach der Grundschulzeit in allen Fächern Bestandteil des Unterrichts sein. Eine Übernahme der Ergebnisse der Diagnostik von der Grundschule in die weiterführende Schule muss rechtlich geprüft und geregelt werden.

11. Die erfolgreiche Arbeit mit neuen Medien im Unterricht muss fortgeführt werden.