Aktionstag an den WADAN-Werften

Die vermeintlichen „Retter“ sind schon unterwegs …

WWWDer heutige Aktionstag der Belegschaften der WADAN-Werften in Wismar und in Rostock-Warnemünde steht ganz im Zeichen der Zukunftssicherung – einer traditionsreichen Industrie hierzulande und den damit verbundenen Arbeitsplätzen. Zu Recht demonstrieren die Werft-Arbeiterinnen und Werft-Arbeiter für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

In Rostock wie in Wismar ist die jahrhundertealte Tradition des maritimen Wirtschaftens ganz einfach nicht wegzudenken. In Wismar feiert der Seehafen in zwei Jahren gar seinen 800.Geburtstag, der ohne Werft eine Farce wäre, zumal der Seehafen auch von den Auswirkungen der durch Kapital-Schwerstverbrecher weltweit hervorgerufenen Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen ist.

Was Wilhelminismus, Nationalsozialismus und real existierender Sozialismus nicht erreichten, schaffte der real existierende Demokratismus, die deformierte Demokratie mit einem wirtschaftsfreundlichen Staatskapitalismus, der Pseudo-Unternehmer fördert – nämlich die Werften an den Rand des Abgrundes zu bringen.

Heute werden wieder viele politische Retterinnen und Retter sprechen. Diejenigen, die kläglich versagt haben, als es um die Kontrolle des Investors ging, der schon vorher keinen guten Leumund hatte. Aber man ließ sich von gegeltem Haar, Designer-Anzügen, Wasserstoff-Blondinen und Luxus-Autos blenden – nicht zum ersten Mal nach der Wende in M-V, nicht beim ersten angeblich seriösen Investor, ganz gleich woher dieser kam, und nicht zum ersten Mal endete eine „Investition“ mit der Vergeudung üppiger öffentlicher Mittel.

Die außer- wie innerbetriebliche Aufsicht hat versagt. Das ist das Resümee aus der WADAN-Insolvenz. Diese Insolvenz muß und sollte jedoch nicht das Ende der Werften in Wismar und in Rostock-Warnemünde sein – eine maritime top-moderne Produktionsstätte mit hoch qualifiziertem und engagiertem Personal. Wenn heute auf dem Kirchplatz in Warnemünde und auf dem Marktplatz in Wismar Tausende für die Zukunft ihrer Werft demonstrieren, sollte sich auch andere Arbeitnehmer oder auch Arbeitgeber diesem Protestzug anschließen.

Ein Ende der Werften hätte auch weitere negative Auswirkungen auf die Wirtschaftskraft. Viele der maritimen Zulieferbetriebe stünden vor der Insolvenz, müssten Beschäftigte entlassen und könnten keine neuen Investitionen in neue Anlagen tätigen. Ein Teufelskreis würde entstehen: ein Heer von Tausenden neuen Arbeitslosen, ein Rückgang des Konsums, andere nicht-maritime Unternehmen wären betroffen, noch vorhandene Produktionsstandorte könnten sich wegen mangelnder Finanzkraft nicht modernisieren.

Deshalb geht es heute nicht nur um die Wadan-Werften, sondern um den generellen Erhalt von Arbeitsplätze in M-V. Die Arbeitnehmer der Wadan-Werften sollten sich nicht gegen die Arbeitnehmer aus anderen Wirtschaftsbereichen ausspielen lassen. Die Arbeit und die Familie eines Wadan-Arbeiters ist genau so gut und genau so wichtig wie die Arbeit und die Familie eines Arbeitnehmers aus einem anderen Unternehmen. Das gilt auch umgekehrt! Wenn heute namhafte Politiker wieder ins Horn blasen, sich als großen Helfer gebährden, dann sollte die Arbeitnehmer von den Wadan-Werften und von anderen Unternehmen eines nicht vergessen: Diese Politiker sind nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.

Diese Politiker sind die Vertreter des Volkes. Es ist ihre erste Pflicht, sich für die Interessen der Millionen Arbeitenden und unverschuldet in Not Geratenen einzusetzen. Dafür werden sie mehr als anständig bezahlt: Im Gegensatz zur Verkäuferin in einem Discounter, zu Erzieherinnen in Kitas oder zu Angestellten im Sozialsektor – um nur drei Beispiele zu nennen.

Es sind aber gerade die Politiker, die sich gern in neuen Unternehmensansiedlungen, neuen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen sonnen. Die aber oft zu wenig hinterfrage, wie sinnvoll, wie nachhaltig ist die jeweilige Firmen-Neugründung. Wie wichtig ist das jeweilige Forschungsergebnis.

Es wird – oftmals nicht objektiv – selektiert, „wer was bekommt“, man zahlt exorbitant öffentliche Fördergelder aus, die der gemeine Steuerzahler erbrachte. Geht es gut, hat das Land einen Unternehmer, der sich eine „goldene Nase“ verdient, geht es schief, wird der wirtschaftliche Misserfolg „verstaatlicht“. Das heißt, der Steuerzahler darf wieder ran.

Darum kann man den Demonstranten heute nur zurufen: „Last Euch weder stumm noch dumm machen !“ Und: Glaubt nicht den vermeintlichen „Rettern“. Auch diese haben versagt.

Es besteht nun endlich die Möglichkeit abzurechnen. Auch mit Teilen des deutschen „Unternehmertums“. Nein, keine Generalschelte am deutschen  Unternehmer.

In der überwiegenden Anzahl sind es mittelständische Firmen, Familienbetriebe, die sowohl effektives Wirtschaften als auch soziale Verantwortung zeigen. Bei den Groß-Konzernen sieht es da schon anders aus. Gier, Gewerkschaftsfeindlichkeit, Selbstsucht stehen an erster Stelle. Man, also der unternehmerische „Möchte-Gern-Groß“,  schließt Verträge mit Mörder-Regimen in aller Welt, betreibt mitunter eine moderne Rüstungsindustrie und zahlt keine anständigen Löhne an die Arbeitnehmer.

Jammert aber und bettelt beim Staat um Hilfe, wenn sich die „rosaroten Wirtschaftsträume“ als „Fata Morgana“ entpuppten. Leider stand die aktuelle Politik dabei Schmiere. Bewiesen ist damit wieder einmal: Große Koalitionen produzieren eher großen Schaden sowie heiße Luft und stellen pharisäerhafte „große Retter“ ins Scheinwerferlicht, bringen aber nichts „Großes“ zustande.

Bei einigen aktuellen Polit-Akteuren ist es ja  ansonsten zappenduster – mit Denken und Charakter.
Also, „neuen Kurs bestimmen“ und nicht aufgeben, werte Werft-Arbeiter und Arbeitnehmer in M-V !

M.Michels