Aktionen pro Barrierefreiheit

Europäischer Aktionstag der Menschen mit Behinderung 2016 an der Hochschule Wismar

Am Mittwoch, dem 11. Mai 2016, wird die Hochschule Wismar Gastgeberin des Europäischen Aktionstages der Menschen mit Behinderung sein und lädt dazu nicht nur Hochschulangehörige, Gäste und Freunde der Bildungseinrichtung ein, sondern ebenso alle Interessierten aus Wismar und dem Landkreis Nordwestmecklenburg.

Ab 10:00 Uhr wird auf dem Campus im Foyer des Hauses 7a sowie den Freiflächen davor ein buntes Programm angeboten, das den Bogen von der wissenschaftlichen Betrachtung der Thematik Behinderung bis hin zu gemeinsamen sportlichen und musikalischen Aktivitäten spannt.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und die Teilnahme kostenlos. Das detaillierte Programm ist im Veranstaltungskalender auf der Website der Hochschule Wismar: www.hs-wismar.de/veranstaltungen zu finden.

Vielseitiges Programm – mit und ohne Barrieren

Zahlreiche Verbände und Vereine der Behindertenhilfe und der Selbsthilfe stellen sich am Mittwoch von 10:00 bis 14:00 Uhr mit Informationsständen rund um Haus 7a auf dem Campus vor und bieten unter freiem Himmel vielfältige Aktionen für Selbsterfahrungen in entspannter Atmosphäre an. Ob Kurzkurse zu Gebärdensprache, Blindenführung, Rollstuhlparcours und -fechten, einem Workshop zur intuitiven Malerei oder einer Filmvorführung – es bieten sich zahlreiche, nicht alltägliche Möglichkeiten der Begegnung mit unterschiedlichen Menschen und die Chance neue Erkenntnisse zu eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Barrieren zu gewinnen.

Der Rektor der Hochschule Wismar, Prof. Dr. jur. Bodo Wiegand-Hoffmeister und der Vorsitzende des Beirates für Menschen mit Behinderungen des Kreistages Nordwestmecklenburg, Wolfgang Griese, werden den Aktionstag um 10:00 Uhr gemeinsam eröffnen. Nach den Grußworten der Landrätin des Landkreises Nordwestmecklenburg, Kerstin Weiss, und dem Bürgerbeauftragten des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Matthias Crone, wird durch Inklusives Trommeln der akustische Start zu einem gemeinsamen Rundgang erfolgen.

Da man lernen kann, nicht zu behindern und keine neuen Barrieren zu bauen, ist Barrierefreiheit auch ein wichtiges Thema während des Studiums an der Hochschule Wismar. Barrierefreiheit berührt viele Fachgebiete, wobei das Spektrum von der Kenntnis der Leichten Sprache über Managementaufgaben im Unternehmen bis zum Produktdesign reicht.

Bauliche Barrierefreiheit bildet einen besonderen Schwerpunkt für künftige Architekten und Bauingenieure. Und so beleuchten ab 11:00 Uhr Kurzvorträge, gehalten von Studierenden der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Inklusion, Diversität und Integration als Managementaufgaben in Unternehmen. An der Fakultät für Ingenieurwissenschaften hat ein Student im Rahmen seiner Masterthesis einen Selbstretter für Rollstuhlfahrer entwickelt, der in einem kleinen Film vorgestellt wird.

Studierende der Fakultät Gestaltung waren im Rahmen eines Stegreifs mit dem Titel „Leitsystem der Sinne“ aufgefordert worden; in nur drei Tagen Barrieren auf dem Campus zu entdecken, zu betonen und gegebenenfalls zu umgehen sowie temporäre, reversible Lösungen für eine inklusive Wegeführung zu finden. Die Wirkungen ihrer Ideen können zwischen 10:00 und 13:00 Uhr vor Ort beobachtet werden und anschließend wird im Foyer eine kurze Vorstellung durch die Studierenden erfolgen.

Studieren mit Behinderung und Beeinträchtigungen

An der Hochschule Wismar befasst sich seit über zwei Jahren eine Arbeitsgruppe Inklusion mit aktuellen Fragen rund um das immer wichtiger werdende Thema Studieren mit Behinderung und Beeinträchtigungen.  Dieses Thema wirkt sich auf Anforderungen an die Gebäude, das baulich-verkehrliche und informelle Umfeld sowie auf die Angebote in der Hochschuldidaktik aus.

So konnte als ein erstes sichtbares Ergebnis der gemeinsamen Arbeit bereits im vergangenen Jahr allen Dozenten der Wismarer Hochschule ein für sie entwickelter Leitfaden zum Barrierefreien Studium übergeben werden. Laut einer Umfrage des Deutschen Studentenwerks wird nur bei 6 Prozent der Studierenden mit Behinderung die Beeinträchtigung auf Anhieb wahrgenommen. Und bei knapp zwei Drittel der Studierenden ist die Beeinträchtigung auch nach längerer Zeit für Dritte nicht wahrnehmbar.

Dabei haben im Bundesdurchschnitt 8 Prozent aller Studierenden ein Schwerbehindertenausweis. Studienerschwerend erweisen sich vor allem psychische Beeinträchtigungen, gefolgt von chronisch-somatischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Allergien, Rheuma oder Tumorerkrankungen, aber auch Seh- und Bewegungsbeeinträchtigungen. Psychische Beeinträchtigungen werden in der Regel unterschätzt, sind mit 45 Prozent der genannten Beeinträchtigung jedoch an den deutschen Hochschulen Alltag. Bei einem Viertel der Studierenden trat die studienerschwerende Beeinträchtigung erst nach dem Beginn des aktuellen Studiums auf.

Der Aktionstag im Landkreis Nordwestmecklenburg

Der Aktionstag wird vom Beirat für Menschen mit Behinderung des Kreistages Nordwestmecklenburg seit einigen Jahren rund um den 5. Mai organisiert. Er soll auf die Situation von Menschen mit Behinderung im Landkreis aufmerksam machen und reiht sich ein in Proteste und Aktionen, die bundesweit stattfinden. Die „Aktion Mensch“ bündelt das Engagement seit 17 Jahren und formuliert in jedem Jahr ein besonderes Motto. „Gemeinsam für eine barrierefreie Stadt“ heißt es 2016, so dass in diesem Jahr besonders Fragen und Forderungen zur Barrierefreiheit des Landkreises im Fokus stehen.

Die „Aktion Mensch“ hat einen Städtetest zur Barrierefreiheit entwickelt, der auf dem Campus an einem Begrüßungsstand vor Haus 7A für den Landkreis angewendet werden wird.

Kerstin Baldauf – Pressemitteilung der Hochschule Wismar