AGnES soll künftig bundesweit eingesetzt werden

Die Gesundheitsschwester AGnES soll künftig in ganz Deutschland zur Entlastung der Hausärzte eingesetzt werden können. „Das Modellprojekt hat sich in den vergangenen Jahren bewährt, die Gesundheitsschwester trägt ganz eindeutig zur besseren medizinischen Versorgung in dünn besiedelten Gebieten bei.“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Manuela Schwesig am Freitag in Berlin beim Abschlusssymposium zu den AGnES-Modellprojekten. „Ich freue mich sehr, dass dieses Projekt aus Mecklenburg-Vorpommern so einen großen Erfolg hat.“

„AGnES“ steht für Arzt-entlastende, Gemeindenahe, E-Health gestützte, Systemische Intervention. Die speziell qualifizierten Krankenschwestern oder Arzthelferinnen arbeiten auf Anweisung des Hausarztes. Bei nicht oder nur eingeschränkt mobilen Patienten machen sie Hausbesuche. Dabei beraten und betreuen sie Patienten, überwachen Therapien und tragen zur Vorbeugung von Erkrankungen bei. In Mecklenburg-Vorpommern wird auch telemedizinische Ausrüstung eingesetzt – die Telegesundheitsschwester hat unter anderem ein Laptop und ein Bildtelefon dabei.

Bei ihren Hausbesuchen erfasst die Telegesundheitsschwester den Gesundheitszustand des Patienten. Auf Anweisung des Arztes kontrolliert sie den Blutdruck, nimmt Blut ab oder kontrolliert die Arzneimitteleinnahme. Sie kümmert sich zum Beispiel auch darum, dass Stolperfallen in der Wohnung oder im Haus des Patienten beseitigt werden. Frühzeitig sorgt sie auch dafür, dass Rehabilitationsmöglichkeiten genutzt werden, damit ältere Menschen möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden leben können und nicht ins Pflegeheim müssen.

Das Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommern startete das Projekt im Jahr 2005 in Zusammenarbeit mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Zunächst wurde der Einsatz von AGnES auf der Insel Rügen erprobt. Derzeit ist die Telegesundheitsschwester in Ueckermünde, Waren und Neubrandenburg unterwegs, um die Hausärzte zu unterstützen. Entsprechende Projekte gibt es auch in Brandenburg und Sachsen und Sachsen-Anhalt. Auf der Basis der Projekterfahrungen wurde inzwischen das Leistungsrecht geändert. Im Fünften Sozialgesetzbuch wurde im Rahmen der Gesetzgebung zur Pflegereform eine Regelung verankert, mit der die Vergütung von arztentlastenden Diensten bei Hausbesuchen geregelt werden soll. Die Neuregelung greift ab Januar 2009, im unmittelbaren Anschluss an das Auslaufen der Modellprojekte. Der Weg für einen Übergang in die Regelversorgung ist damit geebnet. Jetzt kommt es darauf an, dass eine angemessene Vergütung für diese Leistung vereinbart wird. Der Bewertungsausschuss aus Vertretern der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Kassen wird bis Ende Oktober eine Entscheidung dazu treffen.

„Die Menschen in Deutschland erreichen ein immer höheres Lebensalter, das ist sehr erfreulich. Allerdings müssen wir auch unsere medizinische Versorgung darauf ausrichten“, sagte Schwesig. „In Mecklenburg-Vorpommern werden bis 2010 etwa ein Drittel der Hausärzte aus Altersgründen in den Ruhestand gehen. Es wird vor allem in den ländlichen Regionen immer schwieriger, Hausarztpraxen zu besetzen. Um eine gute medizinische Versorgung sicherzustellen, müssen wir deshalb innovative Lösungen finden. Mit AGnES haben wir eine solche Lösung gefunden.“

Bei den Patienten sei die Telegesundheitsschwester sehr willkommen. „Die Patienten sind sehr zufrieden mit den Gesundheitsschwestern, sie fühlen sich gut betreut – und das gehört zu den wichtigsten Ergebnissen dieses Modellprojektes“, sagte Schwesig. „Auch die positive Resonanz bei den beteiligten Hausärzten und die sehr guten wissenschaftlichen Ergebnisse zeigen uns, dass wir mit der Gesundheitsschwester auf dem richtigen Weg sind, um die medizinische Versorgung gerade auch in dünn besiedelten Regionen zu verbessern.“ An den bisherigen AGnES-Projekten waren in den beteiligten Ländern 38 AGnES-Fachkräfte für insgesamt 53 Hausärzte im Einsatz. Bis Anfang Oktober 2008 bekamen mehr als 1500 Patienten Besuch von einer Schwester AGnES, insgesamt kamen rund 10 000 Hausbesuche zusammen. Die Patienten waren im Schnitt fast 80 Jahre alt, rund 90 Prozent waren nicht oder nur noch eingeschränkt mobil.

Wichtig sei vor allem, dass die Verbesserung in der medizinischen Versorgung nicht allein in der Verwendung von Apparaten und Telemedizin besteh. Bei AGnES sei vor allem auch entscheidend, dass eine ausgebildete Fachkraft bei den Menschen vorbeikomme, die sich für sie interessiere und die sich um sie kümmere. „Dieser menschliche Teil spielt bei guter medizinischer Versorgung eben auch eine große Rolle“, sagte Schwesig.