8. Antirassistische Aktionswoche startet in Rostock

Verschiedenste Veranstaltung vom 19. bis 25. März

Rostock – Die diesjährige Aktionswoche anlässlich des Internationalen Tages zur Überwindung des Rassismus wird mit einem umfangreichen Abendprogramm am 19. März 2011 eröffnet: Nach einem Bericht von AktivistInnen der diesjährigen „Bamako-Dakar-Karawane“ zum Weltsozialforum wird die Hamburger Reggae-Dub-Ska-Band Dubtari ab 22.30 Uhr im Peter-Weiss-Haus richtig einheizen – und deutliche Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung setzen. In der Aktionswoche vom 19. bis 25.03.2011 wird in Rostock kritisch und aus verschiedenen Perspektiven über Rassismus debattiert: AktivistInnen, WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen laden mit Vorträgen, Filmen und Lesungen zu aktuellen politischen Debatten und kontroversen Diskussionen ein.

Thematisch sind die Veranstaltungen, die von der Antirassistischen Initiative Rostock (AIR) mit Unterstützung zahlreicher Vereine und Initiativen organisiert werden, vielfältig:

Auf eine filmische Spurensuche nach den Ursachen des Rassismus, den sie selbst erfahren hat, begibt sich zu Beginn der Woche die Regisseurin und Schauspielerin Mo Asumang. An weiteren Themenabenden wird von der aktuellen Situation der Roma im Kosovo berichtet – ausgehend von den Folgen der deutschen Abschiebepolitik. Neben dem  kontrovers diskutierten Asylbewerberleistungsgesetz und dessen Auswirkungen für hier lebende Flüchtlinge ist ein weiteres Thema das „Feindbild Islam“ – eine Veranstaltung zu antimuslimischem Rassismus in Deutschland, dessen Ursachen und gesellschaftlichen Folgen. Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet eine szenische Lesung aus einer aktuellen Publikation, in der aus der Innenperspektive afrikanischer Gesellschaften über die Befreiung vom europäischen Kolonialismus berichtet wird – eine spannende Sichtweise vor dem Hintergrund der Aufstände in Nordafrika.

Der Eintritt für das Konzert beträgt 5 €, alle anderen Veranstaltungen sind kostenlos.

Hintergrund der Aktionswoche:
21. März 1960, Sharpeville/Südafrika: 30.000 schwarze Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer demonstrieren friedlich gegen die diskriminierende Gesetzgebung des damaligen Apartheid-Regimes. Schusssalven aus Maschinenpistolen empfangen die für ihre Rechte eintretenden Menschen. Die Bilanz des Tages: 69 Tote, 180 Verletzte. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte im Oktober 1966 den 21. März zum „Internationalen Tag zur Überwindung von Rassismus“. Um diesen Tag herum finden europaweit Aktionen und Veranstaltungen gegen Rassismus statt.

Das Veranstaltungsprogramm:

Sonnabend, 19.03.2011, 19.30 Uhr
Eröffnung der Antirassistischen Aktionswoche
Berichte vom Weltsozialforum 2011 in Dakar/Senegal
Peter- Weiss-Haus, Doberaner Straße 21
mit Conni Gunsser (Hamburg), Riadh Ben Ammar (Rostock) und Joost Hinnen (Ulenkrug)
in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung M-V
Vom 6. bis 11. Februar 2011 fand in Dakar – der Hauptstadt Senegals – das 11. Weltsozialforum statt. Aus diesem Grund brach eine von mehreren Auto- und Buskarawanen mit Aktivist/innen eines afrikanisch-europäischen Netzwerkes aus dem Nachbarland Mali auf: Die „Bamako-Dakar-Karawane für Bewegungsfreiheit und selbst bestimmte Entwicklung“.
anschließend:
ab 22:30 Konzert mit Dubtari aus Hamburg (Reggae, Ska, Rap)

Montag, 21.03.2011, 20.00 Uhr
Gespräch mit Mo Asumang zu ihren Film „Roots Germania“
Peter- Weiss-Haus, Doberaner Straße 21
mit Mo Asumang – Fernsehmoderatorin („Liebe Sünde“), Schauspielerin (bspw. Nebenrolle in Roman Polanskis „Ghostwriter“), Sängerin, Regisseurin, Synchronsprecherin („Raumschiff Voyager“)
Film: „Roots Germania“ (77min) – 2008 für den Grimme-Preis nominiert
in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung M-V
Mit ihrer filmischen Spurensuche versucht Mo Asumang die Ursachen rassistischen Hasses und der Ausgrenzung von Migranten zu ergründen. Eine intensive und gleichzeitig ironisch-humorvolle Reise, die nicht nur dazu führt, ein persönliches Trauma abzulegen, das u. a. vom öffentlichen Mordaufruf einer Neonaziband herrührte.

Dienstag, 22.03.2011, 20.00 Uhr
Asylbewerberleistungsgesetz auf dem Prüfstand
Café Median, Niklotstraße 5/6
In Kooperation mit Ökohaus e.V.  und dem Flüchtlingsrat M-V
Ein menschenwürdiges Existenzminimum für Asylbewerber/innen wird schon seit Jahren gefordert und die Nicht-Erhöhung der Regelsätze seit 1993 als grundgesetzwidrig eingestuft. Nun steht endlich auch das Asylbewerberleistungsgesetz auf der politischen Ebene zur Debatte. Die Veranstaltung ist Teil des bundesweiten Aktionstages gegen das Asylbewerberleistungsgesetz, “Residenzpflicht”, Lagerisolation & rassistische Sondergesetzgebung.

Mittwoch, 23.03.201119.00 Uhr
Flucht und Vertreibung der Roma im 21. Jahrhundert
Bildungskeller, Ulmenstraße 69 (Haus III)
gefördert durch die Amadeu-Antonio-Stiftung
mit Karin Waringo, Politologin, Südosteuropaexpertin (Paris)
Ausgehendvon dem Film „Trapped – the Forgotten Story of the Mitrovica Roma“ wird Dr. Waringo auf die aktuelle Situation im Kosovo und auf die Lage der Rückkehrer/innen eingehen. Sie wird sich kritisch mit der Haltung der EU gegenüber den Roma aus Südosteuropa auseinandersetzen.

Donnerstag, 24.03.2011, 20.00 Uhr
Feindbild Islam – Rassismus in neuem Gewand
Peter-Weiss-Haus, Doberaner Str. 21
mit Marwa Al-Radwany (TAZ-Voluntärin und Mitgründerin der Initiative Grenzen-Los! e.V. / Verein für emanzipative Bildung und kulturelle Aktion Berlin)
in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung M-V
In der Veranstaltung geht es um den antimuslimischem Rassismus und dessen Erscheinungsformen, aber auch um antirassistische Handlungsperspektiven vor Ort. Mit dem geplanten Moscheebau in Rostock wird dieser Thema auch hier stärker in den öffentlichen Fokus rücken.

Freitag, 25.03.2011, 20.00 Uhr
Lesung und Buchvorstellung: 50 Jahre afrikanische (Un-)Abhängigkeiten
Peter-Weiss-Haus, Doberaner Str. 21
mit Sara Hiruth Zewde (Schauspielerin), Judith Strohm (Geschäftsführerin AfricAvenir)
in Kooperation mit Eine-Welt-Landesnetzwerk M-V und AfricAvenir International e.V.
Ein abwechslungsreiches und zum Nachdenken anregendes Buch, das aktuelle Debatten um die Un-Abhängigkeit und Dekolonisierung Afrikas zum ersten Mal einer deutschsprachigen Leserschaft zugänglich macht. Afrikanische Intellektuelle und Aktivist/innen, Dichter/innen, Performer/innen und Schriftsteller/innen ziehen eine Bilanz der fünf Jahrzehnte der afrikanischen Unabhängigkeiten.

Weitere Informationen im Internet unter: http://systemausfall.org/antira und http://www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de