70. Jahrestag der Reichspogromnacht

Projekte zur Auseinandersetzung mit der deutsch-jüdischen Geschichte und Gegenwart
Anlässlich des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht haben der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Henry Tesch und der Leiter der Landeszentrale für Politische Bildung, Jochen Schmidt, Projekte und Initiativen zur Auseinandersetzung mit der deutsch –jüdischen Geschichte und Gegenwart in Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt.

So zog Minister Tesch Bilanz über den bisherigen Verlauf der Fortbildungsreihe für Pädagogen und Multiplikatoren aus Mecklenburg-Vorpommern in der Internationalen Schule für Holocaust-Studien Yad Vashem in Jerusalem mit inzwischen insgesamt 46 Teilnehmern aus Mecklenburg-Vorpommern.

Die Kursteilnehmer des Jahres 2008 sind an diesem Wochenende im Bildungsministerium für zwei Tage zusammen gekommen, um unter Anleitung der Yad-Vashem – Kursleiterin Debora Hartmann ihre Fortbildung auszuwerten sowie über Folgeprojekte und Vernetzungsmöglichkeiten zu beraten.

Minister Tesch: „Es kommt darauf an, diese ganz authentischen Erfahrungen zu den Themen Holocaust, die besondere Verantwortung Deutschlands, die Geschichte und Gegenwart Israels sowie die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel in den Schulalltag einzubringen. Die Teilnehmer haben mir bestätigt, dass ihnen die Begegnungen in Yad Vashem bei ihrer Aufgabe eine enorme Hilfe sind. Das Konzept dieser besonderen Form der Lehrerfortbildung geht also Dank der großen Unterstützung durch Israel und die Mitarbeiter von Yad Vashem in Zusammenarbeit mit unserem Ministerium auf. Es ist eine schwierige, aber auch interessante Aufgabe, die für jeden Pädagogen immer wieder zu einer Herausforderung wird.“

Zum Programm der zweiwöchigen Lehrer-Fortbildung gehören jeweils Exkursionen, Vorträge, Seminare, Workshops und vor allem zahlreiche Begegnungen mit Überlebenden des Holocaust.

Entstanden ist daraus z.B. ein Projekt von Schülern des Rostocker Käthe-Kollwitz-Gymnasiums gemeinsam mit dem Max–Samuel-Haus Rostock. Sie haben eine Homepage zur jüdischen Geschichte Rostocks gestaltet, die heute gemeinsam mit Minister Tesch frei geschaltet wurde. Präsentiert werden auf der Seite www.juden-in-rostock.de die bisher gesetzten Stolpersteine in Rostock sowie die historischen Lernorte in Form eines Stadtrundgangs. Die Internationale Schule für Holocauststudien Yad Vashem hat dieses Projekt gefördert und wird die Homepage in das Angebot der Gedenkstätte Yad Vashem einbeziehen

Weitere Projekte nach der Lehrerfortbildung in Israel befassen sich mit Themen wie „Jüdische Spurensuche vor Ort – jüdisches Leben in Mecklenburg-Vorpommern“, „Dem Holocaust ein Gesicht geben“ oder „Flucht, Erinnerung und Zwangsumsiedlung – europäische Erinnerungskultur in der dritten Generation“.

Minister Tesch führte weiterhin zahlreiche Kontakte auf, die Kunst- und Kultureinrichtungen des Landes sowie Hochschulen mit Israel unterhalten.

Der Direktor der Landeszentrale für Politische Bildung, Jochen Schmidt, stellte gemeinsam mit dem Autor Dr. Bernd Kasten das Buch „Verfolgung und Deportation von Juden in Mecklenburg 1938 bis 1945“ vor. Das Buch gibt einleitend einen Überblick über die Verfolgung der Juden in Mecklenburg vom 9. November 1938 bis 1945: Höhepunkte der Judenverfolgung waren die Ereignisse um die Tage des Novemberpogroms mit anschließender Verhaftung und Einlieferung jüdischer Bürgerinnen und Bürger aus Mecklenburg in das Alt-Strelitzer Gefängnis und die vier Deportationen mecklenburgischer Juden nach Theresienstadt und Auschwitz während der Jahre 1942 bis 1944. In den 40 Ortskapiteln und einem Kapitel zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen werden die Einzelschicksale der rund 150 jüdischen Bürger in Mecklenburg benannt, von denen nur sechs bei Kriegsende noch am Leben waren.

Der Direktor der Landeszentrale Jochen Schmidt: „Auch in Mecklenburg wurden 1938 Synagogen niedergebrannt und noch im kleinsten Winkel des Landes Menschen jüdischen Glaubens oder jüdischer Herkunft entrechtet und verfolgt. Die Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Juden betraf auch in Mecklenburg Nachbarn, Mitbürger und Kollegen. Bernd Kastens Buch gibt diesen Opfern einen Namen und hilft damit, die Erinnerung an das Unrecht wach zu halten. Diese Geschehnisse auch nachfolgenden Generationen zu vermitteln, gehört zu unserer Verantwortung vor der Geschichte und muss im Interesse aller Demokraten liegen.“

Minister Tesch würdigte das Buch von Dr. Kasten als einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Holocaust.