70.Greifswalder Bachwoche „baltisch“ (12.-19.Juni 2016) beendet

Fast 11000 Besucher kamen zu den Veranstaltungen

Einen Tag länger und mit 44 Veranstaltungen umfangreicher als sonst sowie mit einem noch nie dagewesenen kompletten Programmtag in Stettin hat die 70. Greifswalder Bachwoche „baltisch“ einige Experimente gewagt – mit Erfolg! Nahezu 11.000 Besucher kamen zu den einzelnen Konzerten, Gottesdiensten, Morgenmusiken, Vorträgen und anderen Veranstaltungen.

Der Künstlerische Leiter, KMD Prof. Jochen A. Modeß, kann wieder eine erfolgreiche Bilanz ziehen und weist auf den ganz besonderen Aspekt gerade dieser Bachwoche hin: „Wir glauben, dass die Bachwoche mit ihrem musikalischen Ausflug nach Polen und der Suche nach ihren Wurzeln einen besonderen Beitrag zur Völkerverständigung leisten konnte. Die Bachwochengeschichte verbindet Greifswald und Szczecin! Auch das weitere baltische Programm strahlte eine große Anziehungskraft auf das Publikum aus, im Kontrast und Zusammenspiel mit den Werken Johann Sebastian Bachs.“

Dass die Marke von 11.000 Besuchern knapp (um etwa 300 Besucher) unterboten wurde, ist wohl den Auftritten der deutschen Fußball-EM-Mannschaft geschuldet, die dem ansonsten sehr gut besuchten Auftakt-Abendkonzert am 12.6. (Rudolf Tobias: „Des Jona Sendung“ mit 450 Besuchern) und dem „Nachtgebet“ mit der „Missa“ von Peteris Vasks am 16.6., 22 Uhr (mit ca. 100 Besuchern) etwas an Zustrom entzogen haben dürften. Ansonsten waren alle Angebote wieder sehr gut angenommen, sogar die strapaziöse Konzert-Tagesreise nach Stettin war sehr schnell ausgebucht.

Vier Reisebusse mit 200 Menschen an Bord machten sich am 13.6. um 8 Uhr früh (Rückkehr nach Mitternacht!) auf nach Stettin zur Teilnahme an insgesamt vier Veranstaltungen (Geistliche Morgenmusik, Stadtführungen bzw. Vortrag, Kammermusik und Großes Abendkonzert), zu denen dann noch jeweils hunderte polnische Gäste hinzukamen. Allein in der bis auf den letzten Platz besetzten Jakobskathedrale waren zur abendlichen Friedenskantate „Pro Pace“ rund 550 Menschen versammelt. Dieses große Interesse setzte sich auch bei den Greifswalder Veranstaltungen fort.

Das zeigte sich vor allem bei den großen 20-Uhr-Abendkonzerten, neben Bachs Johannespassion (500 Besucher), der wie immer ausverkauften „Großen Kammermusik“ (500 Besucher), dem Chorfest „Wie im Baltikum“ (wegen Regenwetters statt Open Air kurzfristig in die voll besetzte Marienkirche verlegt, 400 Besucher), dem Konzert mit Alter Musik des Johann Rosenmüller Ensembles (400 Besucher) und Arvo Pärts „Passio“ (Johannespassion, 450 Besucher), aber auch bei den Spätkonzerten um 22 Uhr (Tenhaef: Die gerechten Klagen, in der Aula mit 130 Besuchern; BRASSCUSSION in St. Jacobi mit 350 Besuchern, Jazz-Midnight Prayer mit 100 Besuchern). #

Sehr gut besucht waren auch wieder kammermusikalische Aufführungen an den Nachmittagen, so mit dem quartetto baltico mit Streichquartetten von Ciurlionis und Haydn im Pommerschen Landesmuseum (150 Besucher), mit dem Blechbläserquintett „Elbeblech“ im Humboldt-Gymnasium (150 Besucher), mit vierhändigen Bach-Transkriptionen Max Regers in der Universitäts-Aula (120 Besucher), das Clavichord-Eröffnungskonzert zum Gedenken an Annelise Pflugbeil in der Universiäts-Aula (120 Besucher), mit polnischer Kammermusik in Wieck (200 Besucher) sowie das Orgelkonzert mit der lettischen Organistin Ilze Reine in St. Marien (250 Besucher).

Sehr erfreulich waren auch wieder die Besucherzahlen der täglichen „Geistlichen Morgenmusiken“ und des Festgottesdienstes (ca. 350 bis 500, Festgottesdienst im Dom St. Nikolai ca. 800) sowie die durchschnittlich um 40 Zuhörer der mitternächtlichen „Meditativen Musik zum Tagesausklang“, diesmal Orgelmusik von Bach und Pärt. Zwei Kinderkonzerte „Nordic Walking“ zogen insgesamt rund 600 kleine und große Gäste an. Das Jugend-Tanzprojekt vereinte wieder Jugendliche, Freunde und Eltern (ca. 350 Menschen). Sehr guten Zuspruch fanden auch die insgesamt vier Vorträge; allein zum Einführungsvortrag zu Arvo Pärts „Passio“ von Prof. Dr. Beate Kowalski (Münster) kamen rund 120 Besucher in den Lutherhof.

Die Zahl der Mitwirkenden (Chöre, Orchester, Solisten, Instrumentalisten) war wieder unüberschaubar. Nur drei Beispiele seien genannt: An der Aufführung von Rudolf Tobias‘ „Des Jona Sendung“ wirkten über 200 Menschen mit; bei der Stettiner Aufführung von Jochen A. Modeß‘ „Pro Pace“ nahmen mit sechs Chören aus Riga, Posen, Winchester, Braunschweig und Greifswald allein 200 Chorsängerinnen und –sänger teil, dazu kam ein Orchester von 36 Musikern, eine vierköpfige Jugendband, vier Gesangssolisten, ein Pianist und ein Organist! Das Chorfest in St. Marien brachte sieben – kleinere! – Chöre mit insgesamt ca. 150 Menschen auf die Bühne! Und rund 250 Teilnehmer hatten die 6 Kantaten-Mitsing-Projekte für jedermann.

Die 71. Greifswalder Bachwoche „Reformatio Mundi“ wird vom 12.6. bis 18.6. 2017 in Greifswald stattfinden. Im Reformations-Jubiläumsjahr 2017 wird natürlich auch die Greifswalder Bachwoche thematisch auf dieses Jubiläum Bezug nehmen. Die Bachwoche möchte Partnerensembles aus der weiten Welt einladen, ihre Musik in die Bachwoche einzubringen und mit dem Werk des großen lutherischen Musikers Bach in Beziehung zu setzen. Dies soll in eigenen Konzerten geschehen, aber auch im Finale, bei dem Bachs Magnificat und Messe in h mit junger lutherischer Weltmusik konfrontiert und kommentiert werden soll.

Reinhard Lampe

GREIFSWALDER BACHWOCHE
Das Festival Geistlicher Musik im Norden
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