28. Tourismustag in Wismar: Branche sieht Chancen im Wandel

230 Touristiker diskutieren neue Landestourismuskonzeption

 

Die Hanse- und Weltkulturerbestadt Wismar „glänzt“ insbesondere mit dem restaurierten und neu gestalteten Alten Hafen. M.M.

„Wandel ist Chance – Veränderungen in der Branche erkennen und agieren“ – so lautet das Motto des 28. Tourismustages, zu dem sich heute 230 Spitzenvertreter der Branche in Wismar an der mecklenburgischen Ostseeküste treffen. Im Mittelpunkt steht die neue Landestourismuskonzeption als Strategiepapier für einen zukunftsfähigen Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern. Sie benennt strategische Aufgabenfelder, weist Zuständigkeiten zu und benennt Akteure für deren Umsetzung. Zu den Aufgabenfeldern zählen Nachhaltigkeit als Grundmaxime, Digitalisierung sowie Internationalisierung. Mit den Feldern „Touristischer Arbeitsmarkt“, „Organisation und Finanzierung“, „Tourismusbewusstsein und Akzeptanz“, „Infrastruktur und Mobilität“ sowie „Innovation und Qualität“ werden Arbeitsschwerpunkte benannt.

Dazu Harry Glawe, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern: „Um die erfolgreiche Position angesichts einer bundesweit und international äußerst dynamischen Branche und sehr aktiven Mitbewerbern halten zu können, muss der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern innovative Impulse setzen. Die Branche im Urlaubsland steht vor Herausforderungen, die mit der Digitalisierung der Arbeitswelt, einem veränderten Urlaubs- und Buchungsverhalten, steigenden Qualitätsansprüchen und fehlenden Fachkräften einhergehen. Die Landestourismuskonzeption verfolgt dabei mutige Ansätze bei der Infrastrukturfinanzierung, einen Paradigmenwechsel bei der Förderung, diskutiert gemeindeübergreifende Gebietskulissen und will Akzeptanz und regionale Entwicklung fördern. Diese Ansätze sind Themen für die Umsetzungsphase der Konzeption. Entscheidend ist das gemeinsame Miteinander der Branche, nur so können wir die Herausforderungen angehen.“

Wolfgang Waldmüller, Präsident des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern, ergänzte: „Die Branche muss sich auf starke Veränderungen vorbereiten und den Wandel gestalten. Was will der Gast der Zukunft, wie schaffen wir echte Erlebnisse in digitalen Zeiten, wie gehen wir mit Daten um, wie kommen wir in der Infrastruktur voran, wie lösen wir mehr Innovationen aus, wie organisieren wir unsere Zusammenarbeit? Wir müssen gemeinsam Antworten auf die lange Liste der Fragen suchen und die qualitative Entwicklung des Tourismus beschleunigen.“

Der Veränderungsbedarf gelte unter anderem auch für den Tourismusverband, der sich neben dem Marketing verstärkt zentraler Fragen der Qualitätsentwicklung und Qualifizierung, der Digitalisierung und des Datenmanagements, der Prägung von Tourismusbewusstsein sowie der Internationalisierung in Anknüpfung an die Rolle als Partnerland der ITB 2018 widmen müsse und dazu entsprechend aufzustellen sei. Ein entsprechendes Unternehmenskonzept, das die sich massiv ändernden Marktbedingungen und die neue Tourismuskonzeption berücksichtigt und in konkrete Aufgaben übersetzt, befinde sich in der Abstimmung. „Daneben“, so Waldmüller, „benötigen auch die regionalen und lokalen Strukturen dringend klare und stabile Kulissen. Wir wollen daran gemeinschaftlich arbeiten und ein auf allen Ebenen funktionierendes Zukunftssystem für den Tourismus bauen. Dafür brauchen wir alle Beteiligten“.

Darüber hinaus wird im Auftrag des TMV derzeit eine Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie auf den Weg gebracht – als einer der ersten Schritte, die sich aus der Landestourismuskonzeption in Bezug auf das Zukunftsfeld „Innovation und Qualität“ ergeben. Diese verfolgt das Ziel, Qualität messbar, abrechenbar und sichtbar zu machen. Ein Baustein daraus ist die jährliche Vergabe des Qualitätsawards an Regionen beziehungsweise Gastgeber, der im Rahmen des Tourismustages zum zweiten Mal vergeben wird.

ITB hat Zeichen für Internationalisierungsprozess gesetzt – drei Großveranstaltungen in den kommenden drei Jahren

Ein Zeichen für neuen Schwung im internationalen Tourismus setzte Mecklenburg-Vorpommern auf der Internationalen Tourismusbörse Berlin im März dieses Jahres, bei der das Bundesland als erstes in der Geschichte der weltgrößten Reisemesse den Partnerland-Status innehatte. Die Erwartungen an diesen Auftritt – aus der Branche, von den Kollegen im Deutschlandtourismus und von internationalen Partnern – waren sehr hoch; sie wurden erfüllt und teilweise auch übertroffen. Allein das enorme Medienecho überzeugte: Insgesamt 4.528 Berichte zum Partnerland mit einer Gesamtreichweite von 1,02 Milliarden, darunter allein 176 TV- und 345 Hörfunkberichte, zeugen von der riesigen Wahrnehmung des Landes. Darüber hinaus wird in Rostock 2019 der Deutsche Tourismustag ausgerichtet sowie im Jahr darauf der Germany Travel Mart, der nach 2009 zum zweiten Mal in Mecklenburg-Vorpommern stattfindet. „Wir wollen die Wahrnehmung unseres Landes auf internationalem Parkett weiter ausbauen. Es geht darum, auf die touristischen Vorzüge stärker aufmerksam zu machen. Intensives Marketing ist ein wichtiger Baustein für den Erfolg des Tourismus. Wir müssen stetig um neue Gäste werben und auch Gründe zum Wiederkommen liefern“, betonte Wirtschaftsminister Glawe.

Branche rechnet mit positivem Jahresabschluss

Nachdem im letzten Jahr ein Dämpfer bei den Übernachtungszahlen in Kauf genommen werden musste, wird die Branche das Tourismusjahr 2018 mit einem Plus abschließen. Von Januar bis September 2018 wurden zwischen Ostsee und Seenplatte rund 6,42 Millionen Ankünfte (+3,9 Prozent) und 25,71 Millionen Übernachtungen (+3,2 Prozent) an das Statistische Landesamt gemeldet. Damit sind die ersten neun Monate sowohl in Bezug auf Ankünfte als auch Übernachtungen die stärksten seit der Wende. „Übernachtungen und Gästezahlen wachsen deutlich. Wir gehen von einem insgesamt guten weiteren Jahresverlauf aus. Sie sind Ergebnis der geleisteten Arbeit im Land. Rekorde sind dabei nicht das Ziel. Mehr Qualität und mehr Wertschöpfung sind die Marken für die künftige Entwicklung. Stetige Investitionen und auch Innovationen in der touristischen Entwicklung sind weiter nötig. Wir müssen uns von anderen Mitbewerbern durch Alleinstellungsmerkmale absetzen. Die Förderung nachhaltiger touristischer Angebote und Strukturen haben wir dabei weiter im Fokus“, erläuterte Wirtschaftsminister Harry Glawe weiter.

Im gesamten Bundesgebiet betrug das Übernachtungswachstum im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum 3,9 Prozent. Damit weist MV im Bundesvergleich noch eine leicht unterdurchschnittliche Dynamik auf. Dazu Wolfgang Waldmüller: „Treiber für die letztlich positive Entwicklung der Übernachtungszahlen sind zum einen der gute Sommer und zum anderen ein erweiterter Erfassungsbereich des Statistischen Amtes, der vom Tourismusverband gefordert wurde. Das erschwert zwar die Vergleichbarkeit mit früheren Jahren, führt aber zu einer insgesamt realistischeren Zahlengrundlage und damit höheren Aussagekraft der Statistik.“ Insgesamt sind zum Beispiel für den September 8,7 Prozent mehr Betriebe und 11,5 Prozent mehr angebotene Schlafgelegenheiten in der Statistik im Vergleich zum Vorjahresmonat erfasst.

Für alle Reiseregionen weist die aktuelle Statistik ein Wachstum aus, allen voran Fischland-Darß-Zingst mit einem Plus von 7,4 Prozent bei den Übernachtungen, gefolgt vom Vorpommerschen Festland (+5,2 Prozent) und der Mecklenburgischen Seenplatte/Schweiz (+4,9 Prozent). Die Inseln Rügen (+0,1 Prozent) und Usedom (+0,7 Prozent) liegen hingegen nur knapp über dem Vorjahresniveau. Auch fast alle großen Städte können für die ersten neun Monate 2018 eine erfreuliche Bilanz vorweisen. Die Hansestädte Greifswald (+14,6 Prozent) und Wismar (+5,7 Prozent) vermelden die höchsten Zuwächse. Schwerin liegt im Jahresverlauf nur noch knapp über Vorjahresniveau (+0,2 Prozent). Für Neubrandenburg weist die Statistik ein negatives Wachstum von -5,8 Prozent aus.

Aus dem Ausland kamen von Januar bis September dieses Jahres rund 344.000 Gäste in den Nordosten (+6,1 Prozent), die für rund 920.000 Übernachtungen (+7,0 Prozent) verantwortlich zeichnen. Im Bundesvergleich (+4,3 Prozent bei Übernachtungen) fällt die Dynamik der Incoming-Bilanz des bisherigen Jahres von MV weiterhin positiver aus. Weiterhin sind besonders die niederländischen Gäste im bisherigen Jahr deutlich häufiger anzutreffen (+26,2 Prozent). Die Schweizer (+0,3 Prozent) und Österreicher (+8,5 Prozent) generierten ebenfalls Übernachtungszuwächse im einstelligen Prozentbereich. Dagegen setzen sich die Rückgänge aus Schweden (-8,4 Prozent) und Dänemark (-5,8 Prozent) auch im September weiter fort.

In Zahlen: Wirtschaftsfaktor Tourismus

Die gesamten Umsätze im Tourismus belaufen sich laut Berechnungen des Institutes DIW Econ auf 7,75 Milliarden Euro pro Jahr. Dabei werden mehr als zwei Drittel der Ausgaben (68 Prozent) von Menschen aus anderen Bundesländern und Ländern getätigt. Die touristische Wertschöpfung in Mecklenburg-Vorpommern beträgt 4,1 Milliarden Euro und macht damit zwölf Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung in Mecklenburg-Vorpommern aus. Die direkte Wertschöpfung der Querschnittsbranche Tourismus liegt mit 9,6 Prozent noch vor dem Baugewerbe mit einem Anteil von 6,5 Prozent. Deutschlandweit liegt sie bei einem Anteil von 4,4 Prozent (Jahr 2010). 17,8 Prozent der Erwerbstätigen in MV, also 131.254 Menschen, arbeiten in Tourismusunternehmen und tourismusnahen Betrieben.

„Touristen, Besucher und Tagesgäste tragen in Mecklenburg-Vorpommern mit ihrem Konsum und den Ausgaben entscheidend zum Bestand und dem Wachstum anderer Branchen – wie dem Einzelhandel – bei“, erläuterte Glawe. Abschließend machte Wirtschaftsminister Glawe deutlich, dass Mecklenburg-Vorpommern zu den führenden Urlaubsländern in Deutschland zählt. „Das ist keine Selbstverständlichkeit. Diese Position ist das Ergebnis harter Arbeit der gesamten Tourismusbranche, einer unvergleichlichen Naturausstattung sowie weitreichender Möglichkeiten bei der touristischen Förderung. Nicht zuletzt gehört auch die Einigkeit der politischen Entscheider auf allen Ebenen dazu, die touristische Entwicklung als wirtschaftlichen Schwerpunkt bei der Entwicklung des Landes zu verstehen und zu befördern“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe abschließend.

Pressemitteilung / Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit M-V