25 Jahre gesamtdeutscher Sport oder Spott

Eine Betrachtung


25 Jahre Einheit, auch sportliche Einheit. 25 Jahre Bundesland M-V, auch Sportland M-V. Offiziell werden große positive Reden „geschwungen“, obwohl die Realitäten andere sind.

Wie ist es um den Sport aktuell eigentlich bestellt?! Blickt man auf die letzten Großereignisse zurück, etwa die Winterspiele in Sotschi, die Fußball-WM in Brasilien, die Handball-WM in Katar, die Weltcups im alpinen Skisport oder im Skisport-Freestyle, die diversen „WM“ und „Welt-Turniere“ im Profi-Boxsport, in der Formel 1 oder im Golfsport, hier in der Region auf den FC Hansa – und die Liste ließe sich gleichwohl beliebig fortsetzen – so ist klar: Der Sport mutierte zum „Spott“, zur Arena der Sensationen, zur Belustigung bzw. Ablenkung der Massen und zum großen Geschäftsmodell – der Sport als Ware.

Willfährige Werkzeuge

Die willfährigen Sportler im „Circus Maximus“ werden bisweilen für ihr Tun fürstlich belohnt, zumindest im Fußball, im Motorsport, im Profi-Boxen oder in den „Fun“-Sportarten, tragen sie doch gekonnt dazu bei, die „Schafe“ und „Lemminge“, mithin den naiven „Sportfan“, von den wahren Problemen abzulenken.

„Hansa forever!“, „Katar vor, noch ein Tor!“, „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“, sind noch die trostlosesten „Themen“ mancher „Fan“-Gesänge. Manchmal fragt man sich, ob dabei einige wichtige „Dinge“, auch aus dem Bereich des durchaus aufrichtigen Leistungssportes, nicht zu kurz kommen?!

Interessante Jubiläen für den Mecklenburger Sport

Es gab in den letzten Monaten durchaus interessante Jubiläen – auch für den Rostocker Sport. – Für Rostocker Sportler-Persönlichkeiten, die durchaus aufrecht und integer Sportgeschichte schrieben.

So feierte Christian Schenk, der Zehnkämpfer seinen „50.“ – bei den WM 1987 in Rom wurde er guter Fünfter – beim Sieg von Torsten Voss vom SC Traktor Schwerin. In Seoul 1988, bei Olympia, schaffte er dann Gold vor Torsten Voss… Bei den gleichen Spielen belegte Schwimmer Lars Hinneburg Platz drei mit der 4 x 100 Meter Freistil-Staffel der DDR, nachdem er unter anderem 1986 bei den WM Gold mit der 4 x 200 Meter-Freistil-Staffel holte. Auch in Seoul 1988 jubelte ein weiterer gebürtiger Rostocker über eine Olympia-Medaille: Steffen Bogs. Mit dem gebürtigen Schweriner Steffen Zühlke (auch Jahrgang 1965), Jens Köppen und Heiko Habermann wurde er Dritter mit dem Doppelvierer der DDR. Goldene „50“ wird 2015 ebenfalls Schwimmer Nils Rudolph, dem zu DDR-Zeiten mehr als „ein paar Steine“ in den Weg gelegt wurden – so startete er bei Olympia 1992 in Barcelona, sicherte sich 1991 EM-Gold über 50 Meter Freistil.

Weitere Jubilare

Und es gab weitere Jubilare des Rostocker Sportes 2015: Reiner Ganschow, die Rostocker Handball-Koryphäe, Vize-Weltmeister im Feld-Handball 1966, zweimal Vize-Weltmeister im Hallen-Handball 1970/1974, Olympia-Vierter 1972 und früherer Trainer des Handball-Teams des SC Empor Rostock. Reiner Ganschow wird in diesem Jahr junge 70. Auf ein zusätzliches Jahrzehnt (Jahrgang 1935) kommt Heinrich Hagen, der Marathonläufer der HSG Wissenschaft Rostock, der 1963 DDR-Meister wurde und 1964 beim olympischen Marathonlauf in Tokyo startete.

Last but not least: In der „Hochburg des Wasserspringens“, also in Rostock, hatte auch eine begnadete Wasserspringerin einen besonderen Geburtstag. Annika Walter, die bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta fast sensationell Silber im Turmspringen erkämpfte.

Nur ein paar Beispiele von vielen, die zeigen, dass auch der aufrichtige Sport in Rostock einst eine gute Heimat hatte (und durchaus noch immer hat, wenn man zumindest „einen Blick“ dafür übrig hat)…

Früher war alles besser?!

Nein. Früher war nicht alles besser, schon gar nicht aufrichtiger. Weder in Ost noch in West… Allerdings: Derartige pseudosportliche Exzesse zur schnöden Geldvermehrung, wie es sie seit mittlerweile einem Dutzend Jahren gibt, waren einst verpönt.

Natürlich gab es massiven politischen Einfluss, Drogen, üble Geldzocker im Bereich des Sportes schon immer – aber noch nie waren diese so bestialisch wie heute! Unter dem Beifall unserer dumm-dreisten Politiker im Bund und Land, unter dem Applaus geistig degenerierter „Fans“ und mit Unterstützung krimineller Wirtschaftsmäzene, die ihren Schund (Getränke, Drogen, Medikamente, Nahrungsmüll) via „Hochleistungssport“ – als Werbeplattform – unters Volk bringen wollen, wird das ehrliche sportliche Treiben vernichtet.

Die „Spott-Journaille“ der Sekundär-Presse darf dabei willfährig dienen – ein paar Ausnahmen gibt es dort zwar, aber es sind eben nur Ausnahmen…

„Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht…“, lautete der Titel über Doping-Praktiken in Russland. Gespieltes Entsetzen allerorten. Sportpolitiker, Sportfunktionäre und Sportsponsoren geben sich erschüttert. So viel Pharisäertum, so viel Verlogenheit, so viel Einseitigkeit und so viel „heiße Luft“ in Sachen Doping war hierzulande selten!

Vereinigtes Deutschland mit doppelter Moral?!

Ausgerechnet Deutschland, das Land, in dem in der DDR und in Westdeutschland bis 1990 nachweislich exorbitante Dopingmittel und leistungsfördernde Substanzen stete Anwendungen fanden, gibt sich als Sauberland. Das ist schon keck, dreist und frech! Würde man konsequent sein, müßten zwei Drittel der deutsch-deutschen Medaillen Olympiamedaillen bis 1990 zurück zum IOC.

Mit dem Finger auf andere

Man zeigt mit dem Finger auf andere – im besagten Fall Russland – um vom eigenen Versagen abzulenken und eigenes Fehlverhalten zu relativieren… Russland passt ja ohnehin bestens, ist es doch längst wieder das „Reich des Bösen“ und „Westeuropa nebst USA“ sind die „Engel auf Erden“.

Die hiesigen politischen und medialen Propagandisten sind aber längst nicht mehr von Belang, haben sie es doch – trotz üppig vorhandener finanzieller und materieller Mittel – versäumt, den Dopingsumpf in der DDR und in Westdeutschland schonungslos aufzuarbeiten. An der DDR arbeitete man sich – zumindest etwas – schon ab. Für Westdeutschland gilt noch immer die verlogene Auffassung: Alles waren nur Einzelfälle, obwohl das längst widerlegt ist.

Bei der deutschen Dopingaufarbeitung gilt aber anscheinend: „Wes Brot ich ess, des Lied ich singe!“

Hochleistungssport – ein Unsinn an sich

Echte Sportfans halten weder etwas vom real existierenden Hochleistungssport noch vom Missbrauch der olympischen Idee noch von den internationalen Sportorganisationen, die in der gegenwärtigen Form keine Daseinsberechtigung besitzen. Diese haben den aufrichtigen Sport längst auf dem Altar des Geldes und des Profites geopfert.

Echte Sportfans halten zudem nichts von einseitiger Kritik… Wer den „großen Bruder im Osten“ kritisiert, sollte den „großen Bruder im Westen“ nicht vergessen. Woher stammen denn Lance Armstrong, Marion Jones, Kerry Lynch & Co.?! Vielleicht hält ja zur Abwechslung unser freiheitliches Staatsoberhaupt einmal eine ausgewogene Rede!

Dopingfechtereien

Kürzlich war zu lesen, dass zwei dopingbelastete Leichtathletinnen aus der ehemaligen DDR in die IAAF-Ruhmeshalle aufgenommen wurden. Ein Irrwitz!

Das ist schon mehr als fragwürdig. Beide stammen sogar aus der DDR… Jedoch: Wenn man die Ergebnislisten vergangener „Olympischer“ Spiele liest, verwundert es doch sehr, dass eine westdeutsche Staffel in Weltrekordzeit Olympia-Gold vor der vermeintlich hoch gedopten DDR-Staffel holte – und alles war aus westdeutscher Sicht „sauber“. Klar doch: West-Schokolade, Bananen oder West-Riegel dürften den entscheidenden „Schub“ gegeben haben!

Das Gleiche gilt – nur ein weiteres Beispiel von vielen – für ein früheres 100 Meter-Gold einer Westdeutschen gegen eine vermeintlich gedopte DDR-Athletin!

Wann erfolgt eine Aufarbeitung …

Daher noch einmal die Frage: Wann werden endlich die flächendeckenden Dopingpraktiken in Westdeutschland offen gelegt?! Wie gesagt, es wäre nichts dagegen einzuwenden, wenn zwei Dritteln der „DDR“- und „BRD“-Sportler endlich ihre Medaillen bis 1990 aberkannt werden – und auch heute wird doch global extrem betrogen.

Olympia ist eine Farce – die Dopingländer in Ost und West nimmt eh keiner mehr ernst.

Wenn jemand, Sportpolitiker, Sportfunktionäre, naive Sportfreunde und Sportsponsoren, „Olympische“ Spiele wollen, dann sollen diese das Ganze aus den Privat-Schatullen, die gut gefüllt sind, bezahlen. Steuergelder, die hart arbeitende Männer und Frauen erwirtschafteten, dafür zu verprassen, ist widerlich.

Es kann und darf nicht sein, dass Kinder, auch in Deutschland, hungern und verhungern, während Apparatschiki, Profi-Fußballer, Profi-Golfer, Profi-Boxer, Profi-Tennis-Spieler, Rennfahrer oder „Fun“-Sportler Millionen scheffeln… Wofür eigentlich? Etwa für deren Vorstellungen zur Belustigung in den Arenen.

Aufrichtiger Sport ist förderwürdig

Um es deutlich zu sagen: Es gibt hierzulande noch genügend Athletinnen und Athleten zu denen man aufschauen kann, die Vorbilder sind und jedwede Unterstützungen verdienen, ob die Ruderer um Marie-Louise Dräger, die Hockeyspielerinnen und Hockeyspieler, Lena Schöneborn und das Team im Modernen Fünfkampf, Britta Heidemann und die Fecht-Mannschaft, die Turner um Elisabeth Seitz, die Gymnastinnen und Sportakrobatinnen, Frank Stäbler, Aline Focken und die anderen Ringer, die Volleyballspieler um Tom Strohbach, Die Segler um Matti Cipra, die Wintersportler um Isabella Laböck, Natalie Geisenberger oder Viktoria Rebensburg, die Schach-Enthusiasten, die Leichtathleten um Martina Strutz oder die Schwimmer um Marco Koch und und und – die Liste wäre sehr, sehr lang!

Aber: Was wird gezeigt, was wird promotet: Fußball, Fußball, Fußball, Fußball, Profi-Boxen, Formel 1, Extremsport und Funsport (beides insbesondere von Getränkemittelherstellern protegiert). DAS soll der ehrliche Sport sein?! Es gibt rund 100 „ernsthafte“ Sportarten, aber hierzulande finden – fest, regelmäßig und stetig – nur 5 „vollste“ mediale Berücksichtigung. Ein Witz!

Mal sehen, ob das – auch in M-V – so weiter gehen kann und wird.

Dr. Marko Michels

Foto/Michels: Eigentlich könnte der Sport so schön, gesund und aufrichtig sein. Eigentlich. (Blick zum Stadion am Lambrechtsgrund in Schwerin)