„2018 war aus Sicht unser Mitgliedsunternehmen ein bombastisches Jahr…“

Claus Ruhe Madsen, Präsident der IHK zu Rostock, zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Region

Die maritime Industrie in M-V boomte 2018. Foto: M.M.

Das Jahr 2018 verlief bisher äußerst turbulent. Die Große Koalition in Berlin sorgte intern für viele Turbulenzen. Deutschland ist angesichts der Migration so polarisiert wie lange nicht. Während die vermeintlich kleinen Parteien an Zustimmung gewinnen, verlieren die einstigen Volksparteien CDU und SPD deutlich an Zuspruch.

Der Fachkräftemangel ist in Deutschland eine Herausforderung – ebenso wie die schleppende Digitalisierung, die Neu-Gestaltung des Bildungs- bzw. Schulwesens, der „Pflegenotstand“, die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse und die bessere Förderung des Mittelstandes.

International ging es nicht minder turbulent zu, neue Handelsverträge wurden auf den Weg gebracht, China, Russland und die USA vertreten immer selbstbewußter ihre Interessen und noch immer toben mehr als 40 Kriege und kriegerische Konflikte weltweit.

Wie ist es aber um das wirtschaftliche Wachstum bei den Firmen und Unternehmen in der Region Rostock bestellt?!

Nachgefragt bei Claus Ruhe Madsen, Präsident der IHK zu Rostock

Claus Ruhe Madsen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Betriebe im Bereich der IHK zu Rostock, zu den Rahmenbedingungen, zum Fachkräftemangel, besondere wirtschaftliche Erfolgsgeschichten und seine Prognosen für 2018

„2018 war aus Sicht unser Mitgliedsunternehmen ein bombastisches Jahr…“

Frage: Das Jahr 2018 ist im Endspurt. Wie verlief das aktuelle Jahr bislang aus Sicht der Betriebe im Bereich der IHK zu Rostock?

Claus Ruhe Madsen, Präsident der IHK zu Rostock. Foto: IHK zu Rostock

Claus Ruhe Madsen: 2018 war aus Sicht unser Mitgliedsunternehmen ein bombastisches Jahr. Wir fragen im Rahmen der IHK-Konjunkturumfrage dreimal im Jahr die Betriebe nach ihren Einschätzungen und sind dieses Jahr von Rekordwert zu Rekordwert geeilt.

Zu Jahresbeginn hat unser Konjunkturklimaindex einen historischen Spitzenwert erreicht. Auch jetzt im Herbst laufen die Geschäfte prächtig. Mehr als die Hälfte der Betriebe sagt, dass es ihnen gut geht. Nicht einmal zehn Prozent haben aktuell Grund zur Klage.

Frage: Wie beurteilen Sie aktuell die politischen Rahmenbedingungen in der Region Rostock für die Entwicklung der mittelständischen Betriebe?

Claus Ruhe Madsen: Der Digitalisierungsprozess darf nicht dazu führen, dass die Schere zwischen Land- und Stadtbevölkerung weiter auseinandergeht, stattdessen kann er dazu beitragen, dank guten Anschlusses den ländlichen Raum zu beleben.

Warum also nicht die 5G-Lizenzen verschenken mit der Auflage, für die – kostspielige – Erschließung des ländlichen Raumes zu sorgen, bevor die lukrativen Metropolen angebunden werden? Das würde dazu beitragen, die neue Technologie 5G flächendeckend anzubieten.

Ein weiteres wichtiges Thema ist auch die Nähe zu Berufsschulen: Wollen wir genügend gut ausgebildete Fachkräfte haben, müssen auch die Berufsschulen gut und nah erreichbar sein.

Damit auf diesen Feldern die Rahmenbedingungen optimal für die mittelständischen Betriebe sind, machen wir als Vertretung des Gesamtinteresses der regionalen Wirtschaft uns dafür stark.

Frage: Wie steht es tatsächlich um den „Fachkräftemangel“ in Rostock und Umgebung. Ist dieser eher punktuell oder flächendeckend?

MV – geprägt von einer erfolgreichen maritimen Industrie. Foto: M.M.

Claus Ruhe Madsen: Ich sprach eingangs von Rekordwerten bei der Konjunkturumfrage, wir erreichen aber auch einen anderen Spitzenwert, nur leider einen negativen im Hinblick auf den Fachkräftemangel.

Erst in der Herbst-Konjunkturumfrage haben 74 Prozent der Betriebe geantwortet, dass die Probleme bei der Gewinnung von qualifizierten Mitarbeitern und Auszubildenden ein großes Risiko für ihre Entwicklung darstellen. Vor genau zehn Jahren waren es in der Herbstumfrage gerade mal ein Viertel!

Es geht ja sogar noch weiter, teilweise müssen wir bereits von einem allgemeinen Personalmangel sprechen, da auch für einfachere Tätigkeiten nur schwer Mitarbeiter zu finden sind.

Der demografische Wandel schlägt in dieser Boom-Phase bereits voll durch. Wir müssen daher beispielsweise umso mehr deutlich machen, dass eine gute Ausbildung in einem regionalen Unternehmen auch ein guter Start in ein erfülltes Berufsleben sein kann, in dem sich dann als nächste Optionen viele neue berufliche Herausforderungen eröffnen.

Frage: Welche besonderen Erfolgsgeschichten gab es 2018 aus Sicht der IHK zu Rostock?

Claus Ruhe Madsen: Die Werften in der Region haben für positive Schlagzeilen gesorgt, solche Nachrichten über neue Aufträge, neue Ideen und neue Projekte erfreuen einen.

Auch der feste Wille der Landesregierung, Digitalisierung vorwärts zu bringen, ist ein sehr gutes Signal. Gerade erst jetzt im Oktober hatten wir unsere IHK-Besten-Ehrung: Dass es immer wieder absolut engagierte Ausbilder und Auszubildende gibt, also TOP-Ausbildungsbetriebe und Beste, sogar dieses Jahr einen Bundesbesten unter den Auszubildenden, das macht Mut!

Frage: Wie lautet eine vorsichtige wirtschaftliche Prognose der IHK zu Rostock für das Jahr 2019?

Rostock – ein wissenschaftliches, wirtschaftliches und touristisches Zentrum in M-V. Foto: M.M.

Claus Ruhe Madsen: Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, dafür gibt es zu viele Unsicherheitsfaktoren von Brexit bis GroKo und zinspolitischen Maßnahmen, bis hin zu Embargos und Zöllen, die zu Veränderungen führen können, aber vieles spricht dafür, dass auch das nächste Jahr ein gutes wird.

Bei der Konjunkturumfrage im September hat sich die große Mehrheit der Betriebe zuversichtlich geäußert. Sie wollen auch mehr investieren, ein großer Teil sogar die Produktionskapazitäten ausweiten. Das tut man nur, wenn man erwartet, dass es nicht so schnell wieder abwärts geht.

Vielen Dank und weiterhin eine erfolgreiche Entwicklung für die IHK zu Rostock und die regionalen Firmen!

M.Michels