10 Tage paralympischer Sport in Vancouver und in Whistler

Frank Höfle ist Fahnenträger der deutschen Mannschaft

Am 12.Februar (Ortszeit) beginnen die X.Winter-Paralympics in Vancouver und in Whistler. Zwanzig  deutsche Athletinnen und Athleten werden dabei um Medaillen und gute Platzierungen im Skisport, Biathlon und Curling wetteifern.

2Frank Höfle trägt die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier.Frank Höfle, der Biathlet und Skilangläufer, der bereits vierzehnmal seit seiner ersten paralympischen Teilnahme 1984 bei Paralympics triumphierte, wird die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier tragen.

In Turin, vor vier Jahren, konnte das deutsche Team sportlich – vor allem dank der Alpinen – glänzen. Mit achtmal Gold belegte das deutsche Paralympics-Team 2006 einen hervorragenden zweiten Platz im Medaillenspiegel. Dabei gewannen die alpinen Herren sechsmal Gold (Martin Braxenthaler 3 x / Gerd Schönfelder 2 x / Gerd Gradwohl 1 x).

Auch die Damen um Verena Bentele (Skilanglauf/Biathlon) und Andrea Rothfuss (Alpiner Skisport) sowie die Curling-Mannschaft hegen ebenfalls 2010 wieder Ambitionen auf Edelmetall.

Nachgefragt bei Martin Braxenthaler, Jahrgang 1972, Traunstein, über die Ziele für Vancouver, die Saison-Vorbereitungen und die Wettkämpfe 2009/10

Frage: Herr Braxenthaler, Sie sind einer der besten Monoskifahrer der Welt. Wie gelangten Sie zum alpinen Skisport ? Hatten Sie stets leistungssportliche Ambitionen ?

Martin Braxenthaler, einer der besten Mono-Skifahrer der Welt.Martin Braxenthaler:
Bereits seit meiner Kindheit hatte ich mich in verschiedenen Sportarten ausprobiert und war vor meinem folgenreichen Unfall ein guter alpiner Freizeitsportler. Im Jahre 1994 erlitt ich dann – ich war 22 Jahre – einen schweren Betriebsunfall, bei dem ich durch einen Wirbelbruch querschnittsgelähmt wurde. Ich wollte jedoch trotz dieses Handicaps weiter Sport treiben, nahm die neue Herausforderung an. Durch Zufall hörte ich, dass es auch für Querschnittsgelähmte Möglichkeiten gibt, Ski zu fahren.

Und so entschloss ich, es zu versuchen: So belegte ich bereits 1995 meinen ersten Monoski-Kurs und es lief dabei für mich hervorragend. Zunächst stand für mich aber nicht der leistungssportliche Gedanke im Vordergrund, sondern vor allem nur der Spass am Skifahren mit Kumpeln und Bekannten. Doch wie es so oft im Sport ist: Der Breitensport reichte mir nicht mehr, das Training wurde intensiver und 1996/97 nahm ich an ersten Wettkampfrennen teil. Im Jahre 1997 wurde endgültig aus dem Breitensportler Martin Braxenthaler der Leistungssportler.

Schon 1996 wurde ich in den Landeskader Bayerns aufgenommen und bereits zwei Jahre später 1998, nahm man mich in das deutsche Nationalteam auf. So konnte ich an den Winter-Paralympics im japanischen Nagano teilnehmen, bei denen ich die Bronzemedaille im Super-G gewann.

Auch eine Paralympische Zeitung wird es geben.Frage:
Am 12.März beginnt Teil zwei der Winterspiele 2010, die Winter-Paralympics. Sie waren bereits Teilnehmer bei den Paralympischen Winterspielen 1998, 2002 und 2006. Ihre Bilanz ist atemberaubend: 7 x Gold, 1 x Bronze. Wie intensiv ist Ihr Training eigentlich ? Was haben Sie sich für die Winter-Paralympics 2010 vorgenommen, vorausgesetzt alles klappt mit der Nominierung ?

Martin Braxenthaler: Mit der Erfüllung der Nominierungskriterien habe ich meinen Beitrag entsprechend geleistet, um ins Paralympic-Team berufen zu werden. Das deutsche Team für die Winter-Paralympics wird aber erst am 17.Februar offiziell benannt, aber ich bin guter Dinge in Kanada dabei zu sein. Und dann ist eine Medaille schon ein Ziel.

Im Hinblick auf die paralympische Saison 2009/10 begannen wir im April 2009 mit dem Grundlagen-Training. Es erfolgte begleitend eine leistungsdiagnostische Untersuchung an der Universität München. Sogar in der Nähe von Mecklenburg-Vorpommern trainierte ich ! So hatten wir im Juli einen Abstecher in der Skihalle Wittenburg und konnten im August ebenfalls in der Skihalle in Landgraf (Niederlande) Ski fahren. Sehr wertvoll war die Vorbereitungsphase Ende August in Neuseeland. Mit dem DPS-Team trainierte ich im Skigebiet von Coronet Peak und am Mount Hutt.

Das deutsche Team bei den Winter-Paralympics 2010.Am 27/28.August gab es dann die ersten Wettkämpfe im Rahmen der Southern Hemesphere Rennserie. Hier konnte ich im Riesenslalom sowie Slalom gewinnen. Im September waren wir nochmal in Wittenburg zum trainieren. Oktober und November 2009 trainierten wir dann auf den Tiroler Gletschern. Erfolgreich verliefen vor allem auch die Europacuprennen im Dezember 2009.

Im Pitztal siegte ich beim Riesenslalom und wurde Zweiter im Super-G. Die weiteren Rennen im Kühtai/Tirol, zum Beispiel Mitte Dezember 2009, bedeuteten ebenfalls Rückenwind für mich in Richtung Whistler Mountain.

Frage:
Wenn Zeit übrig ist: Was schauen Sie sich in Vancouver oder in Whistler außer alpinen Skisport an ?

Logo der Winter-Paralympics 2010Martin Braxenthaler: Ich habe ja in Whistler fünf Rennen zu fahren, dazu kommt das Training zur Abfahrt. Da ist der Zeitrahmen ziemlich eng. Gern werde ich mir die Langlauf-Entscheidungen anschauen, denn die finden ja auch in Whistler statt. Ob die Zeit dann noch für eine Fahrt nach Vancouver reicht ?! Mal schauen. Gern würde ich mir Sledge-Hockey oder Curling anschauen.

Dann alles Gute für die Winter-Paralympics 2010 !

Marko Michels

Fotos: Deutscher Behindertensportverband/mit freundlicher Genehmigung